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1. Juni 2017 von Janina Lebiszczak

Plus Size Sex: Was unsere Lust killt

Der Optimierungswahn, was den eigenen Körper anbelangt, ist ein Lustkiller im Bett. Denn wahre Hingabe kennt kein Baucheinziehen.

Besser, schlanker, praller

Frauen lernen von klein auf: Ihr Körper ist nicht perfekt so, wie er ist. Er ist eine Problemzone, vor allem ab der Pubertät. Knapp 90 Prozent der Frauen beschäftigen sich laut einer Studie der Universität Wisconsin täglich mit ihrer Figur. Mehr Frauen als je zuvor machen eine Diät, neuerdings liebevoll Ernährungsumstellung genannt, noch nie trainierten so viele in Fitnessstudios – alles noch im Rahmen, so es dem Selbstwert und der Gesundheit zuträglich ist. Die Kehrseite: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gewis würden fast drei Viertel der Frauen zehn Punkte ihres IQs opfern, wenn sie damit einen Schönheitsmakel ausgleichen könnten. Eine andere Studie aus Großbritannien besagt noch Schrecklicheres: Manche würden auf ein Jahr Sex verzichten, wenn sie im Gegenzug dazu lästige Kilos loswerden könnten.

Sex ist mehr als Lifestyle

Sich im eigenen Körper uneingeschränkt wohlzufühlen ist schon im Alltag oft nicht einfach. Und beim Sex? Wir sind gehemmt – weil die Brüste nicht so straff sind wie die von Models und Stars, weil beim Liebesspiel der Bauch schwabbelt, weil jedes Muttermal, jede Falte, jedes Pölsterchen klar zu sehen und zu erfühlen ist. Wir sehnen uns zwar nach Lust und Hingabe, verbieten sie uns aber aus Angst, die Kontrolle abzugeben, es – überspitzt – einfach mal schwabbeln zu lassen. Noch nie wurde Sex so stark mit Lifestyle und Leistungsdenken in Verbindung gebracht wie heute, noch nie war er von Emotionen so stark abgekoppelt wie in Zeiten des Schönheitskultes.

 

Stoppt die Selbstbeobachtung!

Der Sexualpsychologe Christoph Joseph Ahlers, Autor von „Himmel auf Erden und Hölle im Kopf – Was Sexualität für uns bedeutet“ (Verlag Randomhouse) findet diese Entwicklung bedauerlich. „Sex ist die intimste Form von Kommunikation, eine intensive Möglichkeit, psychosoziale Grundbedürfnisse körperlich und seelisch zugleich zu erfüllen. Sexuelle Erregung ist auch das Ergebnis von Entspannung. Und Entspannung ist nur möglich ohne Angst. Menschen, die aufgrund ihrer Verunsicherung nicht bei sich bleiben können, sondern komplett in der Selbstbeobachtung sind, stehen ihrem Vergnügen selbst im Weg. Wie wirke ich, wie sehe ich aus, wie komme ich an? Man kann sich aber nicht gleichzeitig beobachten und dabei etwas erleben.“

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Liebe dich und lass los!

Das einzige Kraut, das gegen die Flaute im Bett gewachsen ist? SELBSTLIEBE! Autorin und Moderatorin Paula Lambert („Finde dich gut, sonst findet dich keiner: Wie du lernst, dich selbst zu lieben, und dabei unwiderstehlich wirst“, Heyne Verlag) bringt es auf den Punkt: „Ich glaube fest daran, dass Fettsucht wie Magersucht ein deutliches Zeichen für mangelnde Selbstliebe sind. Ein Mensch, der sich schätzt, stopft sich keinen Müll rein. Ich weigere mich aber anzunehmen, dass Menschen nicht gut genug sind, wie sie sind. Wir sind schön. Und wo wir Zweifel haben, werden wir an uns arbeiten.“

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