Sex Beziehung
16. März 2017 von Janina Lebiszczak

Er soll’s rauslassen, sie darf’s genießen

Ein neues Buch rührt gleich an mehreren Tabus: Für miesen Sex sollen die modernen Rollenbilder von Mann und Frau verantwortlich sein.

Polarität im Bett

Er ist Mediziner, Psychotherapeut und Star der Esoterikszene. Mit Bestsellern von „Krankheit als Weg“ bis „Krankheit als Symbol“ begründete er seine ganzheitliche Psychosomatik, die bis in mythische und spirituelle Dimensionen reicht. Nun bringt der Wahlösterreicher Rüdiger Dahlke Mitte März ein neues Buch auf den Markt – mit provokantem Inhalt. „Wie Sex und Liebe sich wieder finden: Die vergessene Polarität der Liebe“ (Goldmann Verlag) rührt gleich an mehreren Tabus. Der Autor diagnostiziert fehlende Leidenschaft und Erotik in unseren Schlafzimmern und macht dafür die modernen Rollenbilder von Mann und Frau verantwortlich: „Offensichtlich gibt es immer mehr Männer, die nie gelernt haben, souveräne Liebhaber zu sein. Und immer mehr Frauen, die meinen, dass tiefe Hingabe unweigerlich zu sexueller Unterdrückung führt.“

Mann und Frau bleiben, zumindest im Bett

Dahlke entwirft die provozierende These, dass es ein Fehler ist, die Gleichheit von Mann und Frau in Beruf und Gesellschaft auch auf die Erotik zu übertragen. Nun, mit einem hat er ja recht: Die Klagen über mangelnde Erotik sind wohl so alt wie die menschliche Kultur selbst.

Frauen sollen attraktiv, sexy und gebildet sein. Sie (wollen und) sollen Kinder bekommen und sie großziehen, sie pflegen und sich pädagogisch auf dem neuesten Stand zeigen. Außerdem wollen sie Bestätigung im Job finden und nach 10 Stunden Arbeit abends jederzeit Lust haben, mit ihrem oft überarbeiteten Mann zu schlafen. Und die Kerle? Sollen fesch sein und witzig, gut im Bett, dazu tüchtig im Beruf und talentiert in der Kinderversorgung. Ganz schön viel für beide Geschlechter. Das sexuelle und seelische Burnout droht.

Mann, lass den Mars raus!

Der Lösungsansatz des Autors? „Lebendige Erotik braucht offensichtlich auch die archetypisch männliche Kraft des Mars. Diese ist heute unter dem Druck des Zeitgeistes jedoch ausgesprochen unpopulär. Dabei könnte der zeitlose Mythos uns vieles erklären und helfen, aus der entstandenen Schieflage in ein Daseinsgefühl zu kommen, bei dem Lebens- und Liebeslust uns bereichern, statt als ständige Bedrohung empfunden zu werden.“ Verknappt: Im Bett soll ER ruhig das Tier rauslassen – und SIE darf’s genießen. Nun, dagegen ist nichts einzuwenden, oder?

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