Tampon
30. August 2018 von Claudia Rejlek

Perioden-Armut

Warum es in Schottland ab sofort gratis Tampons an Unis und Schulen gibt

Bereits zum neuen Schuljahr wird es an den Schulen und Unis in Schottland gratis Tampons und Binden geben. Mit diesem Fortschritt ist das Land Vorreiter.

Tampons und Binden für alle!

Wenn sich Frauen Hygieneprodukte nicht leisten können, nennt man das Perioden-Armut. Davon sind viel mehr Menschen betroffen, als man glaubt. In Indien beispielsweise haben nur rund 10 bis 15 Prozent der Frauen Zugang zu Tampons und Binden. Bei einem reichen Land wie Schottland hätte man das eigentlich nicht vermutet, eine Umfrage der schottischen Organisation Young Scot unter mehr als 2.000 Personen ergab aber, dass jede vierte Befragte Schwierigkeiten hat, an schottischen Schulen oder Universitäten an Hygieneprodukte zu kommen und sich jede zehnte Befragte keine Hygieneartikel leisten kann.

 

Im Normalfall bekommen Frauen ihre Periode einmal im Monat für ca. 30 bis 40 Jahre ihres Lebens. Die Monatsblutung dauert zwischen drei und sechs Tagen. Jetzt kann man sich mal grob ausrechnen, was auf die Dauer an Hygieneprodukten für eine Frau anfällt. Das ist wirklich eine Menge. Bekommt man seine Periode, während man in der Schule oder an der Uni sitzt, kann das schon mal unangenehm werden, wenn man selber keinen Tampon oder keine Binde bei sich hat, diese Produkte auch sonst nicht auf die Schnelle auftreiben kann oder gar nicht die finanziellen Mittel dazu hat. Damit soll nun Schluss sein!

 

 

 

Die schottische Ministerin Aileen Campbell meint, dass es in einem so reichen Land inakzeptabel sei, dass Menschen sich abmühen müssen, um ganz grundlegende Hygieneprodukte kaufen zu können. Aus diesem Grund begrüße sie die Entscheidung, dass zum neuen Schuljahr kostenlose Tampons und Binden an Schulen und Universitäten zur Verfügung gestellt werden. Es gibt bereits in über 100 öffentlichen Gebäuden in Schottland Automaten mit Gratis-Hygieneartikeln, nun ziehen Universitäten und Schulen nach. Für die Maßnahmen zur Bekämpfung von Perioden-Armut werden 5,2 Millionen Pfund investiert, das sind rund sechs Millionen Euro.

 

Auch in Österreich und Deutschland gelten Hygieneartikel nach wie vor als Luxusprodukte und werden sehr hoch besteuert, und zwar mit dem üblichen Steuersatz von 20 Prozent. Somit gilt für Hygieneartikel derselbe Steuersatz wie für Luxusprodukte, zu denen beispielsweise auch Champagner zählt. Das ist doch verrückt! Begründung ist, dass die Produkte nicht zu denen des täglichen Bedarfs zählten. Diese Regelung sollte sich schleunigst ändern, denn keine Frau entscheidet sich freiwillig für ihre Menstruation und jede ist auf Hygieneartikel angewiesen. Der Zugang zu diesen Produkten sollte für alle Frauen möglich sein.

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