Vienna Ugly
3. November 2017 von Robert Kropf

Wien so richtig wienerisch erleben

Vienna Ugly: Ein Mädelstrip der etwas anderen Art

Jeder kennt Stephansdom, Burgtheater und Schloss Schönbrunn. Auch Eugene Quinn, Erfinder der Vienna Ugly Tour. Er nimmt dich und deine Freundin mit auf eine ganz besondere City-Tour.

Welcome to Vienna Ugly

Schönheit kann schnell langweilig sein, Hässlichkeit nie!“, ist Eugene Quinn, Weltenbummler und ehemaliger BBC-Journalist, überzeugt. Einst kam er der Liebe wegen nach Wien und hat sich prompt auch in die Stadt verliebt. Und in ihre ganz besonderen Fleckchen.

 

Seine Agentur Space and Place veranstaltet Walking-Touren durch Wien. Eine davon nennt sich Vienna Ugly, wird auf Englisch geführt und ist für Wiener und Touristen gleichermaßen. Ein (auch humorvoller) Trip durch die dunklen und unbekannten Seiten der Stadt. Weil ohnehin schon jeder weiß, wie schön Wien ist. Wir haben Eugene Quinn gefragt, welche fünf Locations er am liebsten auf Lady-Touren präsentiert. Die nächsten finden am 4. November und 2. Dezember statt. Für fünf Euro seid ihr bei der zweieinhalbstündigen Führung dabei.

Vienna Ugly

Bundesministerium für Gesundheit und Frauen

Das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen gleich bei der Urania ist für Eugene Quinn ein kleines Stück Nordkorea mitten in Wien. Zumindest im Inneren: „Von außen sieht es wie ein Parkhaus aus, das in Dubai stehen könnte. Blau und Grün harmonieren einfach nicht miteinander. Auf den ersten Blick wirkt es so, als hätte sich jemand übergeben müssen. Aus jedem Fenster des Gebäudes“, scherzt Quinn. Die Angestellten freuen sich immer besonders auf Besucher von außen. „In meiner Heimat kann man nicht einfach ins Ministerium spazieren. Hier in Wien ist das ganz egal.“

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Flakturm Augarten

Flaktürme sind von Natur aus aggressive, machohafte Bauten.“ Und gerade weil Wien so auf Schönheit bedacht sei, seien die alten Türme für viele Besucher ein richtiger Schock. „Aber der Gefechtsturm im Augarten ist rund und hat deshalb etwas Weiches und Feminines an sich“, erklärt Quinn. Deshalb passe er auch besser ins Gesamtbild der Stadt. Weil: „Barock und Jugendstil machen Wien zu einer femininen Stadt, im Gegensatz zu London oder Berlin mit den vielen Glasgebäuden des Kapitalismus. Deshalb sind auf den Walking-Touren auch viele Frauen dabei. Sie schätzen das Schöne und Elegante an Wien mehr als die Männer.“

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Johann-Strauss-Denkmal

Schlagermusik hat mich von Anfang an überrascht an Wien. Sie passt nicht wirklich zu dem Bild, das ich von den Österreichern habe: gebildet, kulturbezogen und vielleicht ein bisschen konservativ.“ Schlager seien meist sehr banal, das Strauss-Denkmal im Stadtpark verkörpere genau diese Eigenschaften in optischer Form. „Nicht nur das kitschige Gold und die übertriebene Pose. Aber was bitte machen die nackten Lesben rundherum? Ich schätze Strauss sehr, und er hätte eindeutig etwas Schöneres verdient!“, meint Quinn.

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Haus der Zeit

Das Haus der Zeit am Karmelitermarkt wirke auf die Besucher spektakulär und gleichzeitig seltsam. Die rosarote Fassade erwecke den Anschein, als sei eine Frau für die Optik verantwortlich. Aber dem ist nicht so, weiß Quinn: „Die Farbe kommt von der Lebensfreude des männlichen Hausbesitzers. Die vielen Fruchtbarkeitssymbole und nackten Frauen wirken etwas surreal. Sie sind in Anlehnung an die Exfreundinnen des Besitzers entstanden, quasi als öffentliche Psychotherapie. Der neuen Frau gefiel das nicht, also sind die beiden ausgezogen.“

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News Tower

„Der News Tower am Schwedenplatz ist schon fast leer, weil er so hässlich ist“, sagt Eugene Quinn. Für ihn ist der Sitz des News Verlags das reinste Chaos. „Wie ein Streit zwischen sieben Architekten, die einander nicht ausstehen konnten.“ Die Verlagsgruppe News steht zur Optik des Gebäudes. Quinn zeichnete es als zweithässlichstes der Stadt aus. Der Verlag veröffentlichte die Liste prompt. „Architekten sind oft mehr an Preisen und Auszeichnungen interessiert. Dabei sollten Gebäude gut für die Community und die Bewohner sein. Man sollte sich einfach gerne darin aufhalten“, resümiert Quinn.

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