Nose to tail Cooking
2. September 2016 von maxima Redaktion

Talk: Nose To Tail

Kopf bis Schwanz: Die Verarbeitung des 
ganzen Tieres inklusive Kopf und Innereien ist ein Trend, der gegen die Verschwendung und für eine Rückkehr zum Ursprünglichen steht. Bei der Zubereitung eines Nose-to-Tail-Gerichtes unter Anleitung von Spitzenkoch Markus ­Grillenberger sprechen Produzenten von ­Lebensmitteln über deren Verschwendung – und was wir dagegen tun können.

Es kochten und diskutierten

maxima-Redakteurin Ursel Nendzig, LGV-Frisch­gemüse-Vorstand ­Michael Wehofer, Spitzenkoch Markus Grillenberger, Anna Starkl von Zeiler Tomaten und Gabriela Maria Straka von der Brau Union.

Nose to tail cooking

Michael Wehofer, Vorstand LGV-Frischgemüse

„Letzten Endes muss jeder Konsument für sich selbst beobachten, wie viel er braucht und wie viel er kauft.“

Nose to tail cooking

1. maxima Green: Warum wollen viele Leute diese Teile eines Tieres heute nicht mehr essen?

GABRIELA MARIA STRAKA: Ich denke, das liegt an einer Art Entfremdung, die gar nicht gut für uns ist. In vergangenen Zeiten lebte man mit den Tieren auf dem Bauernhof, hat sie geschätzt und gut behandelt. Irgendwann wurde das Tier geschlachtet und aus Rücksicht und Wertschätzung kein Teil davon verschwendet. Heute schlachtet kaum ein Bauer mehr selbst. Die meisten Konsumenten wissen nicht, woher das Fleisch kommt, das sie essen.

MICHAEL WEHOFER: Bei Gemüse gibt es eine ähnliche Entwicklung. In den letzten Jahren haben wir die Pflanzen so gezüchtet, dass sie möglichst gerade Gurken tragen. Dabei hat die Form überhaupt nichts mit dem Geschmack zu tun. Wir leben in einer Welt der Optik und der Schönheitsideale.

ANNA STARKL: Diese Ideale führen sich ad absurdum, sobald man eine krumme und schiefe Gurke aus dem ­eigenen Garten gekostet hat. Was man selbst anbaut, würde man nämlich nie wegwerfen, nur, weil es nicht schön aussieht. Vielen Konsumenten ist zudem die Fähigkeit abhandengekommen, selbst zu beurteilen, ob ein Gemüse reif ist oder ob es noch verwertbar ist. Durch Schauen, Riechen und Tasten.

Gabriela Maria Straka, Leitung Kommunikation/PR & CSR Brau Union

Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist nur ein Richtwert, bei Bier ist es beispielsweise der Zeitpunkt, bis zu de, garantiert wird, dass der Geschmack sich hält.“

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1. Und wenn ein offenes Bier übrigbleibt? Welche Ideen gibt es zur Resteverwertung?

GABRIELA MARIA STRAKA: Mit Bier kann man hervorragend kochen – so wie wir es hier verwenden, um die Leber zu glasieren. Ein Schweinsbraten, der mit Bier übergossen wird, eine Sauce, die mit Bier zubereitet wird – es gibt viele Möglichkeiten.

ANNA STARKL: In einem Gemüsecurry oder Eintopf lassen sich so gut wie alle Gemüsereste verarbeiten. Altes Brot genauso – in Stücke geschnitten und angeröstet als Croûtons oder als Füllung in einem Fruchtknödel.

MICHAEL WEHOFER: Es gibt eigene Gerichte, die aus altem Brot bestehen. ­Bevor man es wegwirft, sollte man lieber Scheiterhaufen, Pofesen oder French Toast daraus machen. Wenn Gemüse nicht mehr taufrisch ist, kann man es einkochen. Wenn ich zu viel von einem Gericht gekocht habe, friere ich es ein.

GABRIELA MARIA STRAKA: Wir sind sehr verwöhnt und kaufen oft genau das, was in einem Rezept steht. Dabei macht es doch Spaß, aus dem, was noch im Kühlschrank oder Keller ist, etwas zu zaubern.

1. Eine wichtige Strategie zur Vermeidung von Lebensmittelmüll ist die richtige Lagerung. Welche Tricks gibt es?

ANNA STARKL: Paradeiser sollten nicht mit anderem Gemüse, das leicht verdirbt, gelagert werden, neben Bananen oder Gurken etwa. Und: Sie gehören, genau wie Erdäpfel, nicht in den Kühlschrank, sondern im Idealfall in einen kühlen Keller bei 14 bis 18 Grad Celsius, lieber zu warm als zu kalt.

MICHAEL WEHOFER: Angeschnittenes Gemüse, Vogerlsalat und Sellerie lagert man am besten eingeschlagen in ein feuchtes Tuch oder in Küchenrolle im Kühlschrank. Vor dem Essen sollte das Gemüse rechtzeitig herausgenommen werden, damit sich die Aromastoffe besser entfalten können.

GABRIELA MARIA STRAKA: Bier, das ja dem Lebensmittelgesetz unterliegt, kann durch äußere Umwelteinflüsse wie etwa Sonnenlicht den Geschmack verändern. Es sollte daher stets kühl und vor ­allem dunkel gelagert werden, um möglichst lange den vollen Geschmack zu ­behalten.

Anna Starkl, CFO Zeiler Gemüsevertrieb GMBH

Schauen, Riechen, Tasten. Vielen Konsumenten ist die Fähigkeit abhandengekommen, zu beurteilen, ob Gemüse reif oder noch verwertbar ist.“

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Video

Behind the Scenes – Nose to Tail

Behind the Scenes beim Kochen des Nose-to-Tail-Gerichts "Glasierte Leber" mit Markus Grillenberger und drei Produzenten von Lebensmitteln.

Den gesamten Talk gibt's in der maxima September-Ausgabe zu lesen.

Und hier geht’s zum Rezept „Glasierte Leber“

Maxima Magazin September 2016

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