Liebe
19. Juni 2017 von Janina Lebiszczak

Herz oder Hirn? So kann Liebe manipuliert werden!

Forscher haben das neuronale Netzwerk der Liebe entschlüsselt. Mittels Laserstrahl zu mehr Herzenswärme – ist das möglich?

Dichter und Songschreiber siedeln sie im Herzen an, die Forschung hat sie im menschlichen Gehirn lokalisiert: die Liebe. Mittels Magnetresonanztomografie kann sie sogar schon sichtbar gemacht werden: Tiefe Liebe aktiviert gleich mehrere Regionen im Hirn und unterscheidet sich damit von der nicht ganz so intensiven Zuneigung bei Freundschaft oder Flirts. So lässt sich nun zumindest neurologisch feststellen, ob jemand aus reinem Herzen liebt oder ein oberflächliches Interesse an jemandem hat. Noch ist diese Technologie nicht allen zugänglich, und sie ist natürlich unethisch, aber im Prinzip wird es in Zukunft möglich sein, herauszufinden, was der Partner wirklich empfindet. Der Bewusstseinsforscher Christof Koch fasst zusammen: „Die Leute sagen zwar, sie lieben mit dem Herzen, aber wir wissen, dass das nicht stimmt. Die Liebe hängt vom Hypothalamus ab und nicht vom Herzmuskel. Wenn Ihr Gehirn nachts ausgeschaltet ist und Sie sich im Tiefschlaf befinden, sind Sie, subjektiv gesehen, weg. Wenn Sie einen Unfall und eine Gehirnverletzung haben, ist nichts mehr da, kein Bewusstsein, gar nichts. Einige Hirnregionen sind absolut essenziell für die wichtigsten Fragen unseres Daseins. Alles das passiert in der Hirnrinde und nicht im Magen oder sonst wo.“

Zuneigung manipulieren oder ...

Derzeit  beschäftigt die Forschung vor allem eine Frage: Was sorgt eigentlich in unseren Gehirnen dafür, dass wir besonders große Zuneigung für eine bestimmte Person empfinden und dieser dann treu sind?

Liebe

Um das zu eruieren, eignen sich übrigens ausgerechnet Präriewühlmäuse, denn die sind  im Gegensatz zu ihren nächsten Verwandten streng monogam und supertreu. Für eine im Fachblatt Nature veröffentlichte Studie ließ ein Team um den Neurobiologen Robert Liu die Mäuse nicht nur sechs Stunden lang kuscheln, um die Hirnaktivitäten der Tiere aufzuzeichnen. Das neuronale Netzwerk, das für Zuneigung zuständig ist, wurde mit einem feinen Laserstrahl zum ersten Mal gezielt aktiviert – und es funktionierte! Die gelaserten Weibchen ließen am nächsten Tag sehr viel größere Zuneigung zu den Männchen erkennen.

… Autismus heilen!

Liebe und Treue können – derzeit nur bei Präriewühlmäusen – durch äußere Einflüsse manipuliert werden. Klingt gruselig. Für die Umsetzung beim Menschen haben die gescheiten Neurowissenschafter Gott sei Dank anderes im Sinn: Sie hoffen, dass durch die Stimulierung der „Liebes-Regionen“ im Gehirn Autismus eines Tages geheilt werden kann.

Was dich auch interessieren könnte