Sich aufs Bauchgefühl zu verlassen, ist gar nicht so schlecht wie viele glauben.
1. September 2016 von Mareike Steger

Warum es sich lohnt, dem Bauchgefühl zu vertrauen

Wir alle treffen (täglich) Entscheidungen. Nicht immer ist Nachdenken dabei die beste Option. Unser Bauchgefühl trifft oft die bessere Wahl!

Bauchgefühl ist unbewusste Intelligenz

Du stehst zwischen zwei Männern und kannst dich nicht entscheiden? Dann erstelle eine Pro-und-Contra-Liste für beide – danach wirst du wissen, wem du den Laufpass geben und wem du dein Herz schenken solltest … So lautet ein gängiger Rat für unschlüssige Verliebte. Doch diese logische Formel hilft in Wirklichkeit niemandem. Warum nicht? Weil wir, wollten wir hundertprozentig rational entscheiden, alle Fakten beachten müssten. Und das ist unmöglich. Ganz abgesehen von der großén Unbekannten, unserer Umwelt: Wie die reagiert, können wir nicht abschätzen.

Gerd Gigerenzer, Psychologe und Autor von „Bauchentscheidungen. Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition“, rät daher, häufiger dem Bauchgefühl zu vertrauen. Nicht nur in Herzensangelegenheiten.

Der Experte definiert Bauchgefühl – auch Intuition oder Ahnung genannt – als „gefühltes Wissen, das man nicht begründen kann“. Und dieses hat noch mehr Merkmale:

 

  • Es taucht rasch im Bewusstsein auf,
  • es hat tiefere Gründe, die uns nicht ganz bewusst sind, und
  • es ist stark genug, um danach zu handeln.
Statt sich den Kopf mit Analysen zu zermartern, lieber öfter aufs Bauchgefühl hören!

Diese Faustregeln helfen

Wie aber funktioniert nun die unbewusste Intuition? Gerd Gigerenzer: „Die Intelligenz des Unbewussten liegt darin, dass es, ohne zu denken, weiß, welche Regel in welcher Situation vermutlich funktioniert.“ Diese Regeln seien uns nicht immer bewusst, hätten sich aber im Laufe der Zeit bewährt. Und sie machten sich die sogenannten „evolvierten Fähigkeiten“ des Gehirns zunutze, also Dinge, die sich die Menschen im Laufe der Evolution angeeignet haben, wie das Wiedererkennungsgedächtnis, die Sprache oder die Nachahmung.

Die unbewussten Faustregeln, die unser Bauchgefühl zum blitzschnellen Entscheiden nutzt, lauten zum Beispiel so, sagt Gigerenzer:

  • Halte dich an das, was du kennst
  • Mach das, was das letzte Mal erfolgreich war
  • Ein einziger guter Grund reicht

Intuition pfeift also auf Komplexität, sie setzt auf wenige oder nur eine Information – und ignoriert den Rest. Lässt sich das trainieren? Na klar! Etwa wenn es um Entscheidungen beim Online-Shopping geht: Jemand, der das optimale Ergebnis – das schönste Kleid zum besten Preis – finden will, wird stundenlang durch die Shops klicken. Und am Ende dennoch nicht sicher sein, ob der Kauf wirklich die richtige Wahl war.

Experte Gigerenzer nennt solche Menschen, denen schon kleinste Entscheidungen schwerfallen, Maximierer. Die Satisficer hingegen hören auf ihr Bauchgefühl und damit auf die Faustregel „Ein einziger guter Grund reicht“. Das Kleid hat einen Schnitt, von dem du weißt, er schmeichelt dir? Dann kaufen und nicht weitersuchen!

Voraussetzung dafür, der Intuition quasi blind vertrauen zu können, ist allerdings Erfahrung, grenzt der Psychologe die Wirksamkeit der gefühlten Intelligenz ein. Denn nur mit einem reichen Erfahrungsschatz könne man erkennen, „welches die wesentlichen Aspekte einer Entscheidung sind – und welche Aspekte es zu ignorieren gilt“.

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