Beste Freundinnen sind für alles da: zum Spaß haben und zum Trösten.
2. Juni 2016 von Mareike Steger

Beste Freundinnen (nicht) für immer?

Beste Freundinnen begleiten einander ein Leben lang. Was aber, wenn die Zeit uns auseinanderbringt und wir mit der BFF statt in endlosen Telefonaten nur noch digital kommunizieren? Gibt es den Punkt, sich einzugestehen: Game over?

Was Frauenfreundschaften ausmacht

Es sind nur drei Buchstaben, doch die reichen aus, um eine ganz besondere Beziehung zu bezeichnen: BFF, „Best friends forever“. Wer so von seiner besten Freundin spricht, hat auch längst das Kleinmädchendenken abgelegt: Es kann nur eine geben? Iwo, von besten Freundinnen braucht frau durchaus mehrere. Denn schnell zeigt sich, dass Irene die beste ist, mit der du über Männer ratschen kannst, während Johanna dich stets mit spannenden Menschen zusammenbringt. Mit Marie analysierst du eure Familien, und die Susi ist die beste Reisebegleiterin für dich.

„Die beste Freundin ist die, bei der am wenigsten Neid vorkommt, mit der man am meisten teilen kann und der man das größte Vertrauen schenkt“, sagt Psychotherapeutin Verena Kast. „Die beste Freundin ist auch die, mit der man am seltensten Vertrauensbrüche erlebt. Und kommen welche vor, kann man sie kitten.“ Und klar, wir können mehrere BFF haben, bestätigt die Expertin.

Wie eine beste Freundin zu sein hat, lernen wir von unserer Mutter: „Das symbiotische, seelisch dicht verwobene Verhältnis von Müttern und Töchtern, das die Verschmelzung vor die Abnabelung stellt, wird in alle späteren Frauenfreundschaften hineingetragen“, schreibt Autorin Sabine Werz in ihrem Buch „Beste Freundin, beste Feindin“.

 

Auch US-Feministin Phyllis Chesler sieht das Problem darin, dass Freundinnen sich als gleich erleben. „Frauen haben schnell beste Freundinnen, die sie aber auch schnell wieder fallen lassen, wenn es Unstimmigkeiten gibt. Mädchen erleben Anderssein als etwas, das ein Band zum Zerspringen bringt.“ Deshalb zerbrechen laut Chesler Frauenfreundschaften oft dann, wenn die Gleichheit nicht mehr gegeben ist: bei Umbrüchen wie Schwangerschaft, Hochzeit, neuem Job.

Es gibt Zeiten, in denen Freundinnen sich nicht viel zu sagen haben.

Ein bissl entspannter sieht Verena Kast die Sache mit der BBF (ob in Ein- oder Mehrzahl). Sie glaubt sehr wohl an das „forever“. „Beste Freundinnen können temporär sein, sind es in der Regel aber nicht. Man versucht schon, die Beziehung zu halten, auch über längere Zeitabstände ohne Treffen.“ Und es gebe ja immer noch das Aneinanderdenken – per SMS oder Fotogruß schnell sichtbar gemacht.

Man muss, ja man sollte also aushalten können, dass es Zeiten gibt, in denen die beste Freundin nicht so viel Zeit hat für einen. „Zeit ist natürlich ein wichtiger Faktor, die braucht jede Freundschaft“, sagt Kast. „Doch man muss auch etwas zu teilen haben, muss interessant füreinander bleiben.“

Kann sein, dass eine Freundin (nur) in einer bestimmten Periode des Lebens sehr wichtig für einen ist. Dass die Beziehung da sehr dicht war. Und dann kommen andere Zeiten. Die Freundschaft bekommt eine andere Qualität. „Ich sehe das optimistisch: Man muss sich nicht scheiden. Sondern schaut, was kommt“, sagt die Expertin. „Wenn es der einen wichtig ist, knüpft sie irgendwann wieder am alten Band der Freundschaft an.“ Oder man erkennt: Ich brauch dich nicht mehr. Dann lässt man die Beziehung eben auslaufen. Eine dramatische Schlussmachszene hingegen, die wird man bei BFFs nicht erleben.

Und selbst wenn die Sandkastenfreundin eines Tages nicht mehr die wichtigste weibliche Person an unserer Seite ist: Wenn wir offen sind, begegnen uns das ganze Leben lang Menschen, die uns nah sein können. Friendship forever!

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