22. August 2018 von Claudia Rejlek

Klare Ansage

Wir werden ab sofort öfters NEIN sagen – du auch?

Kannst du mir einen Gefallen tun? Hast du noch Zeit, das heute zu erledigen? Magst du am Samstag zur Grillfeier kommen? Kannst du mir wieder Geld borgen? Warum Nein sagen so schwer ist und wie wir es leichter lernen können.

Ja sagen ist leichter

Wir nehmen uns die Liedzeile „Nur noch konkret reden, gib mir ein Ja oder Nein. Schluss mit Larifari, ich lass all die alten Faxen sein“ von Peter Fox aus seinem Song „Alles neu“ zu Herzen und beschließen, von nun an weniger „Ja und Amen!“ und öfters mal ein deutliches „Nein!“ auszusprechen. Es kommt nahezu tagtäglich vor, dass uns jemand um einen Gefallen bittet oder etwas von uns braucht. Vielleicht möchte deine Freundin telefonieren, aber du hast heute keine Lust mehr dazu. Vielleicht hat deine Chefin oder dein Chef kurz vor Feierabend noch eine spontane Arbeit für dich, obwohl du dir bereits ein Treffen ausgemacht hast und eigentlich losgehen müsstest. Vielleicht möchte eine Bekannte mit dir ausgehen, du bist aber richtig ausgepowert und würdest den Abend lieber zuhause verbringen.

 

Meist kommen diese Bitten und Wünsche des Gegenübers ganz spontan und wir fühlen uns überrumpelt. Dann handeln wir voreilig und meinen, in dem Moment eine Antwort parat haben zu müssen, die dann oft ein Ja wird. Und im Anschluss ärgern wir uns, dass wir zugesagt haben, und spielen im Kopf sämtliche Antwortmöglichkeiten durch, welche die bessere Alternative gewesen wären. Und dann nimmst du dir Folgendes vor: „Beim nächsten Mal sage ich garantiert Nein, wenn wieder so eine Situation kommt!“ Aber das passiert nicht, du sagst nämlich wieder Ja.

 

Und wenn dich das stört und dir Energie raubt, dann solltest du unbedingt damit aufhören. Denn ein Nein zu anderen ist ein Ja zu dir selbst. Natürlich muss man differenzieren und die Dringlichkeit abschätzen können, denn wenn in der Arbeit der Hut brennt und die noch anstehende Arbeit sehr wichtig ist oder jemand wirklich dringend auf deine Hilfe angewiesen ist, ist ein Ja angebracht.

Wovor haben wir Angst?

Nun, ein Nein stößt viele vor den Kopf; die wenigsten rechnen damit, dass ihnen ein Gefallen abgeschlagen wird und wer kassiert schon gerne eine Abfuhr? Wenn wir Nein sagen, haben wir Bedenken, dass wir als egoistisch oder wenig hilfsbereit abgestempelt werden. Wir haben Sorge, dass unser Gegenüber genervt, enttäuscht, mit Unverständnis oder gar mit Ablehnung reagieren könnte und die Diskussion sucht. Ein Nein könnte infolgedessen Disharmonie oder zusätzlichen Stress bedeuten.

 

Aber meist passiert etwas ganz Erstaunliches und Unerwartetes: Bist du bekannt als Ja-Sager und sprichst plötzlich öfters ein Nein aus, wird das deine Anerkennung durch andere steigern und dir mehr Respekt einbringen. Damit machst du eine klare Ansage, zeigst deine Grenzen auf und schützt dich vor allem vor Dingen, für die du keine Zeit oder keinen Nerv hast. Und du bist auf deine Bedürfnisse und nicht die der anderen eingegangen. Jeder ist sich schließlich selbst der Nächste. Eine gesunde Portion Egoismus ist unheimlich wichtig für die psychische Gesundheit.

Und so könnte das Neinsagen klappen!

Nein zu sagen ist für Personen, die dazu neigen, kaum jemandem einen Gefallen abzuschlagen, besonders schwer. Das geht nicht von heute auf morgen und braucht Geduld, Übung und auch Mut. Aber das kriegen wir hin! Es kann sein, dass dein Gegenüber negativ auf dein Nein reagiert, zum Beispiel indem du anschließend ignoriert wirst. Auch das schaffen wir und halten wir aus, denn erst wenn andere dein Nein kennen und daran gewöhnt sind, werden sie dein Ja mehr zu schätzen wissen. Du könntest dir vornehmen, einmal pro Woche Nein zu sagen, und steigerst dich im Laufe der Zeit auf einmal pro Tag. Starte mit einem leichteren Nein, wie zum Beispiel einen Flyer bestimmt abzulehnen. Oder geh gezielt an Promotion-Personen vorbei, lass dich anreden von ihnen und sprich ein deutliches „Nein, danke“ aus. Du musst dich nicht rechtfertigen und erwähnen, dass du beispielsweise gerade keine Zeit hast. Ein Besuch in der Drogerie inkl. Beratung und anschließend nichts zu kaufen, das ist für Ja-Sager eine schwere Übung, aber das Gefühl anschließend ist unheimlich befreiend.

 

Verschaffe dir auch unbedingt Bedenkzeit, wenn dich jemand nach einem Treffen fragt, und überlege dir gut, ob du es wahrnehmen möchtest. Wenn nicht, kannst du getrost ehrlich sein: „Sorry, ich bin am Freitag nicht dabei, brauche gerade etwas Zeit für mich.“ Wähle also ein sanftes Nein mit einer Entschuldigung oder Rechtfertigung, wenn dir das leichter fällt. Grundsätzlich bleibt zu sagen, dass wir uns alle öfters ein Nein erlauben sollten, denn die Bedürfnisse anderer (abgesehen natürlich von denen unserer Kinder oder von Menschen, die gerade wirklich auf Hilfe angewiesen sind) sollten nicht ständig über den eigenen stehen. Und das nächste Mal, wenn wieder jemand was von dir möchte (und du weder Lust noch Zeit dafür hast), sagst du einfach:

 

 

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