8. Februar 2018 von Janina Lebiszczak

Vernunft statt rosa-roter Brille

Entscheide, wen du lieben willst!

Der Tag der Verliebten rückt immer näher. Eine Paartherapeutin steht dem Valentinstag – oder vielmehr dem Gefühl dahinter – allerdings sehr kritisch gegenüber.

Vernunft statt Verliebtheit? Ratio statt Schmetterlinge im Bauch? Wer kennt das nicht: Ist der erste Vollrausch der Gefühle einmal abgeklungen, finden sich viele Paare auf dem Boden der Tatsachen wieder. Warum also nicht gleich das anfänglichen High überspringen und stattdessen bewusst und mit Verstand entscheiden, auf welchen Partner man sich einlässt? Die deutsche Paartherapeutin Ingrid Strobel möchte uns die rosarote Brille vom Gesicht schmettern – und hat darüber auch ein Buch geschrieben.

Vernunft statt Liebe

Mehr Vernunft, weniger Vollrausch

Manche kennen die Dame aus dem TV: Bei „Hochzeit auf den ersten Blick“ (Sat.1) wertete sie die psychologischen Fragebögen der Singles aus, analysierte, wer zueinander passen könnte, wer sich ergänzt und woran es scheitern könnte. Aus langjähriger Erfahrung weiß sie, dass Beziehungen nicht von selbst funktionieren: „Die Ansprüche an einen Partner sind heutzutage extrem hoch, die Frustrationsgrenze aber sehr niedrig: Wir wollen den perfekten Partner haben, der zudem mit unseren Schwächen nachsichtig ist. Und dafür möchten wir uns auch nicht anstrengen müssen.“ In ihrem aktuellen Buch „Entscheide, wen du lieben willst“ (MVG Verlag) rät sie uns, bei der Partnerwahl mehr den Kopf einzuschalten.

Verliebtheit ist nicht Liebe

Ihre – nur auf den ersten Blick – ziemlich unromantische These: „Allzu oft verwechseln wir auch noch die Verliebtheit mit der Liebe. Doch das sind zwei ganz unterschiedliche Gefühlszustände. Verliebtheit schaltet den Verstand aus und ist für realistische Argumente nicht zugänglich, Liebe hingegen sehr wohl. Trotzdem jagen viele der Verliebtheit nach in dem irrigen Glauben, dass es sich um Liebe handelt. Das muss allerdings schiefgehen, weil Verliebtheit nur von kurzer Dauer ist und das, was man sich erhofft, oder besser: das, was man sich zusammenfantasiert, der Realität nicht standhalten kann.“

 

 

Der Beziehung Zeit geben

Der Tipp der Expertin? Nicht immer dem nächsten Kick hinterherjagen und bitte den Sex nicht überbewerten. Denn das Leben ist kein ewiges Candlelight-Dinner. Strobel: „Ich behaupte, nicht Verliebtheit ist die optimale Basis für eine langfristige und liebevolle Zweisamkeit, sondern Kalkül und Zeit. Dabei muss sich der Verstand nicht aufzwingen. Er kann ruhig als geduldiger Berater fungieren, gerade dann, wenn Verliebtheit eine Rolle spielt. Und er darf auch die Instanz sein, die auf der Suche nach der Liebe den Weg ebnet, damit sich die Gefühle nicht in unrealistische Wunschträume verlaufen oder gar in Enttäuschungen stecken bleiben.“

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