3. Mai 2017 von Janina Lebiszczak

Kein Bild, kein Ton: Ich wurde geghostet!

Ob beruflich, privat oder – am schlimmsten – in Liebesdingen ignoriert zu werden tut weh. Denn wer geghostet wird, kann nicht abschließen.

Man kennt es ja vom Job: Oft versanden dringliche Anfragen im Nichts. Der Mailpartner hat entweder auf seine Abwesenheitsnotiz vergessen oder er pfeift einfach darauf, dir Bescheid zu geben. Noch schlimmer wird es, wenn man in einer (beginnenden) Beziehung geghostet wird. Der Begriff  „Ghosting“  beschreibt das Phänomen, wenn Menschen sich in Luft aufzulösen scheinen. Anrufe oder Nachrichten bleiben unbeantwortet. Es wirkt so, als hätte man mit einem Gespenst zu tun gehabt, ein Gespenst, das mit einer Mischung aus sozialer Inkompetenz und Überforderung agiert. Die Anzeichen dafür sind klar erkennbar: Du beginnst immer mit der Kontaktaufnahme, er sagt dafür Treffen kurzfristig ab, meldet sich immer seltener. Für eine klare Ansage aber er ist zu faul. Und zu feig.

Noch schlimmer: Breadcrumbing statt Ghosten

Jetzt wird es noch fieser: „Breadcrumbing“ (kommt von Breadcrumb/ „Brotkrümel“) bedeutet eigentlich nichts anderes, als kleine Happen Aufmerksamkeit zu kassieren – zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben. Anders als beim Ghosting kehrt der vermeintliche Traummann nach einer gewissen Sendepause zurück in dein Leben – und drängt sich wieder in ebendieses hinein, nur eben in kleinen Dosen. Ein Like auf Facbook, ein kurzes SMS oder sogar mal ein spontaner Kaffee samt Schmeichelei – mehr gibt’s allerdings nicht. Diese beliebigen Annäherungen sind einfach eine Taktik, um dich warmzuhalten. Der will dich nicht, der will bloß spielen – und eine Portion Bestätgung!

Das haben wir nicht notwendig!

Annäherung und Fallenlassen – das dümmste Spiel der Welt. Man möchte den Typen einfach abhaken, aber er gibt keine Ruhe, also jedenfalls nicht richtig. Dann musst du eben die Härte beweisen und den Schlussstrich ziehen. Nummer blocken, als Freund entfernen und falls doch was durchdringt: Ignorieren! Und vielleicht ein kleiner Trost: Fast jeder Frau ist das schon mal passiert! PS: Ghosting und Breadcrumbing sind allerdings keine männlichen Phänomene. Frauen können das auch. Sollten wir lassen. Niemand hat es not, seinen Selbstwert durch virtuelles Cockteasing aufzubessern.

Die Folgen von Ghosting

Ehrlich zu sein ist nur vermeintlich ziemlich anstrengend. Tatsächlich ist es jedoch sehr praktisch und zielführend: Wenn du die andere Person ignorierst, wirst du immer wieder Energie darauf verschwenden müssen, ihre Nachrichten zu übergehen. Außerdem: Wollen wir uns das gegenseitig antun? Wollen wir, dass es uns selbst passiert? Oder wollen wir uns der nachlassenden Empathie in unserer Gesellschaft stellen? Menschen, die geghostet oder gebrotkrümelt werden, können nicht abschließen. Studien beweisen, dass Menschen sich schwer tun, etwas zu verarbeiten, das kein Ende hat. Die Folge: Man trauert dem Menschen nach, der genau genommen gar nicht so das Gelbe vom Ei war. Und das ist idiotisch.

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