Weltfrauentag
8. März 2017 von Janina Lebiszczak

Weltfrauentag: Be nasty!

Girls Just Wanna Have Fundamental Rights! maxima-Kolumnistin Janina Lebiszczak hat sich Gedanken zum Weltfrauentag gemacht.

Fight for your rights!

50 Jahre. Solange wird es noch dauern in Österreich die Gehälter von Frauen an die von Männern anzupassen. In 50 Jahren bin 91 oder tot. Es wäre jedoch schön an jenem Tag zu entschlafen, an der sich die Lohnschere endlich schließt. Schon klar: Geringere Löhne ersparen Firmen 20 Milliarden Euro. Aber auch klar: So nicht, Burschen. Wenn ich mich zurück erinnere, war es mir immer ein Rätsel, warum ich bei gleicher Leistung einen geringeren Lohn erhalten soll, nur weil mein Unterleib die biologische Voraussetzung dafür hat, Kinder zu produzieren. Und weil ich nun mal ein Riesenprügel von 180 cm bin, gilt bei mir nicht mal das alte Klischee von der körperlich schwächeren Frau, die sich auch im Beruf eher schonen muss.

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Gerechtigkeit statt Gleichmachen

Gut, es hat mich zwar nicht auf den Bau, sondern in den Journalismus verschlagen – aber ich habe in dieser Branche keine Frau kennengelernt, die nicht bis zur Erschöpfung arbeitet. Bekommen sie den gleichen Lohn? Nicht immer: Die ZDF-Reporterin Birte Meier, die 2015 gemeinsam mit einem Kollegen den Deutschen Wirtschaftsfilmpreis gewann, ist mit der Klage gegen ihren Arbeitgeber vor dem Berliner Arbeitsgericht in erster Instanz gescheitert. Die Mitarbeiterin des Nachrichtenmagazins „Frontal 21″ war vor Gericht gezogen, weil sie erheblich weniger verdient als ihre männlichen Kollegen, die die gleiche Arbeit verrichten. Der Richter meinte dazu nur: „Das ist Kapitalismus“. Zudem hätten Frauen wegen ihrer Schwangerschaften oft weniger Berufserfahrung als Männer und daher geringere Einkünfte. Noch Fragen? Ich bin kein Fan des Opfer- Feminismus, aber ein großer Fan von Gerechtigkeit. Denn: Gleichbehandlung ist ein komisches Wort. Das klingt so, als ob eine übergeordnete Instanz Männer und Frauen gleich behandeln soll. In Wirklichkeit „behandeln“ ja manche Männer die Frauen ungleich..

Heute streiken die Frauen!

Doch wer sich darüber empört, bekommt rasch eins auf die Finger: „Habt’s keine anderen Sorgen? Emanze, vertrocknete. Männer-Hasserin. Die gehört mal wieder richtig …“ Ihr wisst schon.

Es sind raue, eigenartigen Zeiten, in denen wir leben. Allerorts greifen die Altherren wieder nach der Macht. An der Spitze der USA steht ein Mann, der damit prahlt jedes Weib durch einen beherzten Griff ans Vaginal „haben“ zu können und das Frauenbüro im Weissen Haus mal so auf die Schnelle geschlossen hat. Die Reaktion? Am 21. Jänner dieses Jahres haben vier Frauen aus New York die größten Demonstrationen der US-Geschichte organisiert. Drei Millionen Menschen, überwiegend Frauen, gingen auf die Straße. Sie trugen „Pussy Hats“ als Protest gegen die sexistischen Äußerungen des amtierenden amerikanischen Präsidenten und nennen sich „Nasty Women“.

 

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Let's be nasty!

Ich glaube, es ist wichtig eine Nasty Woman zu sein, mehr denn je. In Polen, in Argentinien, in Irland gingen Frauen zu Hunderttausenden auf die Strasse, weil sie es nicht zu lassen wollen, dass die Uhren wieder zurück gedreht werden. Heute, am internationalen Frauentag, legen auf der ganzen Welt Menschen ihre Arbeit nieder, um zu protestieren*. Feminismus ist wieder sexy, er ist laut und er ist stark. Am schönsten allerdings finde ich, dass er für viele Männer keine Bedrohung mehr darstellt. Dass sie stolz sind auf ihre kämpferischen Frauen. „A man of quality does not fear equality“, stand auf einem Schild eines New Yorker Demonstranten. Dem ist nichts hinzuzufügen.

*Macht ein Foto eures leeren Arbeitsplatzes, schreibt auf ein Post-It, warum ihr heute streikt und postet es unter den Hashtags:#globalwomensstrike #frauenstreikösterreich
#womensstrikeaustria

 

 

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