18. Dezember 2016 von Janina Lebiszczak

I'm a Survivor

Eifersucht – denn nur der Vergleich macht sicher

Eifersucht ist die Angst vor dem Vergleich, sagte der Schriftsteller Max Frisch. Aber nur der macht uns sicher, oder? Tatsächlich ist dieses fiese Gefühl ein reiner Überlebensmechanismus.

Instinktiv eifersüchtig

Geht es nach Charles Darwin, dann ist Eifersucht ein Instinkt. Es ist ein Gefühl so alt wie die Menschheit, ein Überlebensmechanismus aus der Steinzeit. Dieser diente dazu, Gefahren für die einst überlebenswichtigen Beziehungen und familiären Strukturen zu erkennen und zu motivieren, etwas zu tun, um die Partnerschaft, aber auch die eigene Existenz zu schützen. Schon für den Steinzeitmenschen bedeutete ein Rivale, dass er Gefahr lief, einen wichtigen Menschen zu verlieren – der Bitch Fight entstand. Dabei ging es nicht nur um das eigene Leben, sondern um das Überleben der Spezies und das Weitergeben des Genpools. Und heute, viele Hunderte Jahre danach? Eifersucht ist für manche eine Art prickelndes Gefühl, ein Spiel, ein Vergleich mit der Konkurrenz, für andere hingegen ist dieses Gefühl dermaßen stark, dass die Lebensqualität – und natürlich die Beziehung – stark darunter leidet.

Eifersucht ist männlich?

Das Thema steckt voller Klischees und Vorurteile: Männer, so heißt es im Volksmund, können den Gedanken nicht ertragen, dass ihre Partnerin fremdgeht. Frauen, so glauben auch viele Wissenschaftler, gehe es dagegen vor allem um die emotionale Treue ihres Partners. Weil es Männer um den Nachwuchs aus eigenem Lendensaft geht, den Frauen um ein stabiles Nest für sich und die Kinderlein. Alles Blödsinn, meinen zwei Psychologinnen der Pennsylvania State University: Die Ausprägung von Eifersucht hängt nicht vom Geschlecht ab. Das angestrebte Beziehungsideal entscheidet nämlich darüber, ob man von seinem Partner eher sexuelle oder emotionale Treue erwartet. Menschen, die ihre Selbständigkeit bewahren wollen, erwarten in erster Linie sexuelle Treue, während solche, die auf Nähe aus sind, einen Fremdflirt eher verzeihen.

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Die Angst vor dem Vergleich

Eifersucht ist außerdem eine egozentrische Angelegenheit: Dem Eifersüchtigen geht es nur um sich selbst. Ein geringes Selbstbewusstsein und Verlustängste befeuern das Drama zusätzlich. Wir leben in einer Gesellschaft permanenter Vergleiche. Karriere, Konto, Körper – doch das permanente Abtasten hat nicht nur nur schlechte Seiten, wenn es ohne Neid passiert! Wir sind neidisch auf den, der mehr hat, glauben, dass er mehr wert ist als wir – ein Fehler, der das Leben und die Liebe nachhaltig negativ prägt. Zu beobachten, zu vergleichen ist nämlich auch ein wichtiger Überlebensinstinkt, den uns unsere Vorfahren hinterlassen haben. Ist die andere, die deinen Kerl da so ungeniert anflirtet, schöner? Na und, du bist dafür vielleicht stärker, gesünder, klüger. Eifersucht ist die Angst vor dem Vergleich, der Wunsch nach Einzigartigkeit. Deshalb kriegt man sie nie ganz weg. Man kann sie nur minimieren. Und zwar indem man sich seiner Stärken und Schwächen bewusst wird.

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