Wenn ein Paar Pläne schmiedet, wird selten genau ein Plan daraus. Und Streit ist vorprogrammiert.
10. Juli 2016 von Mareike Steger

Streit unter Liebenden

Ich hab da einen Plan … blöd nur, wenn der Partner davon nichts weiß, geschweige denn gefragt wird. Und trotzdem immer mitmachen muss. Und sei es nur etwas Banales wie der Sonntagskaffee bei der Großtante. Das kann zu Streit führen. Wir sagen, wie man da wieder rauskommt.

Wann Streit fürs Paar gut ist

Mit Beziehungen ist es wie mit der Gesundheit: Stress ist gut! Zumindest, wenn es sich um Stress in Maßen handelt. Der wirkt dann auf Geist und Körper wie ein kleiner Adrenalinschub, pusht die Aufmerksamkeit und stärkt die Abwehrkräfte. Und bei Partnerschaften? Spannungen stärken das Beziehungs-„Immunsystem“, machen die Bindung nach innen und außen fester. Davon ist jedenfalls Paar-Kommunikationsexperte Kurt Hahlweg überzeugt. Wenn ein Paar öfter mal streitet, ist das durchaus gut. Nur: Man muss auch wissen, worüber man streitet.

 

Ein Beispiel: Karin leidet darunter, dass Johann immer alle Treffen mit Family & Friends ausmacht. Ohne sie zu fragen. Statt das Übel aber anzusprechen, bricht sie einen Streit vom Zaun. Und am Ende sitzen beide schlecht gelaunt beim Kaffeeklatsch mit Tante Erna.

Gar nicht so selten, findet die Paar-Coachin Sandra Teml-Jetter: „Klassisch sind in Beziehungen vier Hauptstreitkategorien: Eltern/Familie, Sex, Kindererziehung, Geld. Da werden unsere existenziellsten Themen berührt.“ Und deshalb sind wir auf diesen „symbolischen Streitbühnen“ am verwundbarsten. Besonders kritisch wird es, wenn ein klassischer Beziehungs-Fauxpas hinzukommt: unausgesprochene Erwartungen. Denn die, so Teml-Jetter, lassen Beziehungen oft scheitern.

 

Im obigen Beispiel übersieht der Mann, dass sich maximal Handys von alleine synchronisieren – zwei Menschen nicht“, analysiert die Expertin. „Menschen müssen in Kontakt gehen und sprechen! Das ist sein nicht erwachsenes Verhalten in der Beziehung.“

Und worin liegt ihr Fehlverhalten? „Beleidigt sein. Das kann ein Kommunikationsproblem sein – oder schlichtweg ein Feststecken in alten, kindlichen Mustern.“

Nun kann es natürlich auch vorkommen, dass einer in der Partnerschaft die liebe Verwandtschaft oder die Freunde nicht ausstehen kann. Mögen muss man Tante Erna & Co auch nicht. Akzeptieren, dass der Partner die Kontakte hat und pflegt, aber schon! Wer vom Freund oder Mann verlangt, sich gegen für ihn wichtige Menschen zu entscheiden, weil man es selbst so will, riskiert einen Gefühlskonflikt. Und der ist Gift für die Beziehung.

 

„Gerne können Sie aber auch einmal ‚Ja‘ zu sich und ‚Nein‘ zu Tante Emma, Muttertag oder sonstigen ‚Muss’ sagen“, meint Coachin Teml-Jetter. „Jedenfalls solange es keine Trotzreaktion ist. Noch erwachsener ist es, Ihren ‚Beziehungsautopiloten‘ auszuschalten und sich Ihre erwachsene, neue, eigene Beziehung zu gestalten. Ums Miteinanderreden wird man dabei als Paar aber nicht herumkommen.“

 

Beim Reden darf es dann auch laut hergehen. Studien zeigen nämlich: Nicht die Lautstärke im Streit beschädigt eine Partnerschaft, sondern eine abwertende Haltung dem anderen gegenüber. Die ach so verpönten Du-Botschaften sind übrigens längst rehabilitiert. Sie prägen sich nämlich besser sein als die „sanfteren“ Ich-Botschaften. Also: Lieber klar und deutlich sagen, was Sache ist, damit es beim anderen auch wirklich ankommt.

 

Nur eines sollte man vermeiden: Immer über alles diskutieren und streiten. Das ist dann doch zu viel Stress für die Partnerschaft – und meist von beiden Seiten ein Fass ohne Boden. Besser also über Kleinigkeiten hinwegsehen und sich Streit-Zeit für die wichtigen Dinge reservieren.

Was dich auch interessieren könnte