Partner kontrollieren, Misstrauen ist der ständige Begleiter all jener, die ihren Partner kontrollieren wollen.
13. Oktober 2016 von Mareike Steger

Kontrolle ist schlecht, Vertrauen ist besser

Ständig aufs Handy vom Liebsten schielen kann ein Zeichen dafür sein, den Partner zu sehr kontrollieren zu wollen. Beziehungsexpertin Sandra Teml-Jetter von der Wertschätzungszone sagt, woran du Kontrollsucht erkennst und was du ändern kannst.

Was die Kontrollsucht bewirkt

Den Partner kontrollieren, was heißt das überhaupt?
„Ich kontrolliere dich“ heißt zum einen, immer wissen zu wollen, wo der andere wann mit wem ist. Zum anderen bedeutet es auch, dass ich meinem Partner sage, was er zu tun oder zu lassen hat: „Du sollst mit den Kindern in den Park gehen, das tut euch gut!“, „Du sollst mit dem Rauchen aufhören!“, „Iss nicht so viel!“, „Mach die Schubladen zu!“

Wieso verhalten sich manche Menschen so und wollen den Partner kontrollieren?
Beide Fälle haben ausschließlich mit dem Kontrollierenden zu tun – auch wenn die guten Ratschläge beim ersten Hinschauen gut gemeint und fürsorglich wirken können. Wir beginnen zu kontrollieren, wenn unsere eigene Sicherheit gefährdet ist. Wenn wir Angst bekommen. Kontrolle „dient“ also immer dem, der den Partner kontrollieren will: Wenn ich weiß, wo du wann mit wem bist, dann fühle ich mich sicher. Wenn du mit den Kindern in den Park gehst, denke ich, dass das für die Kinder gut ist – und für dich. Wenn du nicht mehr rauchst, bleibst du gesund (und ich muss mich nicht mit deiner Sterblichkeit auseinandersetzen). Wenn du die Laden zumachst, dann fühle ich mich in meiner Ordnung nicht gestört.

 

Ist eine gesunde Portion Misstrauen nicht angeraten?
Wozu? Ich rate in einer Beziehung zu einem Vertrauensvorschuss. Sonst liegt man immer auf der Lauer und wartet, bis der Partner einen „Fehler“ macht – aus der eigenen Perspektive. Wenn du jemandem misstraust, rate ich dazu, mit dem Partner ins Gespräch zu kommen, statt ihn kontrollieren zu wollen. Zugleich wäre es gut, dem nachzugehen, warum es dir schwer fällt, vorbehaltlos zu vertrauen. Das kann biografische Hintergründe haben.

Wer Partner kontrollieren will, führt über kurz oder lang heftigen Streit herbei.

Eben: Oft kontrollieren ja Menschen ihren Partner, ihre Partnerin, weil sie in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht haben. Merken die überhaupt, dass sie etwas Unangebrachtes tun?
Der Partner merkt es über kurz oder lang bestimmt! Spätestens nach der ersten Verliebtheit wird ein ständiges Verfolgtwerden ziemlich lästig. Und dann gibt es oft unangenehmes Feedback! Das würde ich als Einladung zur Selbsterforschung sehen – auch mit dem Partner, damit der es nicht persönlich nimmt.

Wie erkenne ich selbst, dass ich meinen Partner zu sehr kontrolliere – gibt es typische Warnsignale?
Wenn deine Sätze mit „Du solltest …“ oder „Es wäre für dich besser, wenn du …“ beginnen. Oder wenn du dauernd nachfragen musst und dich dabei ertappst, auf sein Handy zu schielen, ob da nicht beziehungsbedrohliche Nachrichten aufpoppen. Wenn ich also mit meinen Gedanken ganz viel beim anderen bin – und es mir dabei nicht gut geht.

Tja, und was tun gegen das Misstrauen?
Selbsterforschung, hinschauen. Am besten mit einem Außenstehenden oder einem Coach oder einer Coachin.

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