23. Januar 2023 von Claudia Rejlek

Kleine Boten, große Wirkung

Wie Hormone unser Leben bestimmen

Ob Kreislauf, Verdauung oder Menstruationszyklus: Hormone spielen bei den meisten Vorgängen in unserem Körper eine wichtige Rolle. Grund genug, mal genauer hinzuschauen und herauszufinden, wie Hormone unser Leben bestimmen.

Botenstoffe

Kortisol, Östrogen, Insulin, Adrenalin oder Melatonin – um nur ein paar der Hormone zu nennen, die tagtäglich unseren Stoffwechsel, Kreislauf, Salz- und Wasserhaushalt, unsere Sexualität usw. beeinflussen. Im Grunde gibt es so gut wie keine Funktion im Körper, die ohne Beteiligung von Hormonen vonstatten geht. Die kleinen Botenstoffe sind also ziemlich wichtig für uns – genau aus diesem Grund ist essenziell, dass sie in Balance sind. Denn sind sie das nicht, kann das körperliche wie psychische Auswirkungen haben.

Überblick

Der Begriff Hormon stammt vom griechischen Wort hormao (antreiben, anregen). Etwa 100 Hormone steuern und koordinieren unsere Körperfunktionen, Entwicklung sowie Wachstum. Gebildet werden die meisten von ihnen in endokrinen Drüsen (=Hormondrüsen) wie beispielsweise der Bauchspeicheldrüse, der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) oder der Schilddrüse. Als wichtige Zentrale für die Hormone fungiert der Hypothalamus, der im Zwischenhirn liegt. Er beeinflusst zum einen unser Gefühls- und Sexualverhalten und zum anderen unseren Schlafrhythmus, und er bestimmt, wann welche Menge eines Hormons gebildet wird.

Wichtige Hormone

1. Adrenalin

Dieses Hormon wird in den Nebennieren gebildet und bei Stress verstärkt an das Blut abgegeben. Folge: Die Leistungsbereitschaft steigt, der Herzschlag wird schneller, der Blutdruck steigt. Adrenalin sorgt dafür, dass wir für einige Zeit leistungsfähiger sind und so einer möglichen Gefahrensituation – der Ursprung geht zurück auf die Menschheitsentwicklung – begegnen können. Aber auch Faktoren wie Stress, Unterzuckerung, Bluthochdruck, Alkohol und Kaffee können einen hohen Adrenalinspiegel verursachen.

2. Kortisol

Kortisol beeinflusst den Blutzucker, den Fettstoffwechsel und wirkt enzündungshemmend. Bei Stress wird es vermehrt freigesetzt – was lebensnotwendig ist, denn es stellt dem Körper Energie zur Verfügung. Ein dauerhaft erhörter Kortisolspiegel kann allerdings zu Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes oder Muskel- und Knochenabbau führen. Die Konzentration von Kortisol ist zwischen sechs und acht Uhr Früh am höchsten, gegen Mitternacht am niedrigsten.

3. Melatonin

Dieses Hormon wird bei Dunkelheit ausgeschüttet, wenn der Kortisolspiegel niedrig ist, und trägt damit erheblich zur Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus bei. Das Melatonin steuert also, wann wir müde werden und wann wir aufwachen. Anzeichen für einen Mangel können Ein- und Durchschlafstörungen sein, Stimmungsschwankungen, Migräne, Gedächtnisschwäche, Kopfschmerzen oder Muskelverspannungen. Abhilfe schaffen können melatoninhaltige Lebensmittel wie Hafer, Mais, Reis, Weizen, Cranberrys, Pistazien oder Bananen.

4. Östradiol

Das wichtigste und wirksamste Östrogen von geschlechtsreifen Frauen wird vor allem in den Eierstöcken gebildet. Mit der Bestimmung des Östradiols können Aussagen zur Fruchtbarkeit einer Frau gemacht werden. Ist der Östradiolspiegel erhöht oder besteht ein Ungleichgewicht zwischen Östradiol und Progesteron, kann das zu Gewichtszunahme, starken Menstruationsblutungen oder Wassereinlagerungen führen. Bei Männern kann ein Mangel an Östradiol zu Potenzproblemen und verminderter Fruchtbarkeit führen.

5. Testosteron

Das mit Abstand wichtigste männliche Geschlechtshormon wird vorwiegend in den Hoden gebildet. Aber auch die Nebennieren produzieren geringe Mengen des Hormons, weshalb dieses auch bei Frauen vorkommt. Testosteron ist wichtig für Muskelkraft, Kondition, Energie, Selbstbewusstsein, Stresstoleranz und Libido. Außerdem ist Testosteron für die Behaarung zuständig. Haben Frauen zu viel davon, kann es zu vermehrter Behaarung an Oberlippe, Kinn, Oberarm oder Oberschenkel kommen.

Bestimmung

Wer glaubt, an einer hormonellen Störung oder Disbalance zu leiden, sucht am besten eine Endokrinologie-Praxis auf. In der Regel wird dann ein Hormontest gemacht, der aber immer nur eine Momentaufnahme ist, denn der Hormonspiegel wird durch viele Faktoren wie beispielsweise Tageszeit, Nahrungsaufnahme, Sexualität oder auch Stress beeinflusst.

Buchtipp

Wer mehr darüber erfahren will, was Hormone genau sind, wie sie wirken und wie sie auf natürliche Weise beeinflusst werden können, dem sei das Buch Die faszinierende Welt der Hormone der Biologin und Ernährungswissenschafterin Dr. Andrea Flemmer ans Herz gelegt. Ergänzend zu den Ausführungen gibt es praktische Anregungen sowie Begriffserklärungen und Rezepte.

Andrea Flemmer: Die faszinierende Welt der Hormone. Wie winzige Botenstoffe unseren Körper steuern und was wir für unsere Hormonbalance tun können. Goldegg Verlag, 2022, 23 Euro

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