23. Mai 2018 von Claudia Rejlek

Reale Horrorshow

Mein schlimmstes Tinder-Date

Tinder ist ja mittlerweile eher als Sex-App bekannt und viele raten davon ab. Ich habe mich trotzdem auf ein Date gewagt und landete in der Höhle des Löwen.

Warum Tinder?

Nach meiner letzten Trennung versank ich monatelang in Selbstmitleid, ja, ich schwamm im See der Tränen. Mich aufzuraffen fiel mir schwer und so hat mir eine Freundin als Ablenkung die Dating-App Tinder empfohlen (vermutlich, weil sie sich, zugegeben verständlicherweise, mein Geheule nicht mehr anhören konnte/wollte). Zunächst war ich recht begeistert und hatte schnell einige Matches gesammelt. Bei Tinder kann man nicht einfach jede Person anschreiben, man kann bei dem Gegenüber nach rechts wischen (= gefällt mir) oder man wischt nach links (= gefällt mir nicht). Wischt man nach links, dann kann auch kein Match entstehen. Nur wenn sich also beide Personen (optisch) sympathisch sind, entsteht ein sogenanntes Match und ein Austausch per Chat ist möglich. Die Matches waren Balsam für meine Seele und holten mich ein wenig aus meinem Tief heraus. Typen wie Sam, 29 Jahre, 1,85 m groß, Medizinstudent, voller Bartwuchs, Manbun und kantige Gesichtszüge, ließen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Bis dato konnte ich es mir noch nicht vorstellen, Mutter zu sein, aber Sam könnte durchaus der Vater meiner zukünftigen Kinder sein! Es wäre perfekt gewesen, wir hatten nur leider kein Match.

 

Anfangs ließ ich mich nur auf ein paar seichte Unterhaltungen ein, für ein Treffen war ich (noch) nicht bereit. Dann wird man meist entmatcht, denn die Männer dort (zumindest die, die mir untergekommen sind) wollen kurzen Prozess machen und fackeln nicht lange! Ich dachte mir nur: „So nicht, Freundchen! Man kann sich auch erst mal per Chat ein wenig kennenlernen!“

 

Und irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem ich mich auf ein Date eingelassen habe. Eines gleich vorweg: Es war das erste und auch das letzte Tinder-Date. 😉

 

Das Horror-Date

Zwecks Anonymität wollen wir hier seinen wahren Namen verbergen. Ferdinand, 28 Jahre, war der Auserwählte. Er war fast zwei Meter groß, hatte längeres Haar und trug meist einen Manbun (okay, jetzt ist es offensichtlich, dass ich auf Männer mit langen Haaren stehe). Das Date fand relativ spontan an einem Freitagabend statt. Ferdinand war total kaputt von Arbeit und Sport, wollte nicht mehr raus und fragte, ob ich spontan zu ihm kommen will, um dort einen „chilligen Abend“ miteinander zu verbringen. Ja, ich weiß, es war unvorsichtig von mir, beim ersten Date zu ihm nachhause zu fahren – mache ich nie wieder, versprochen! Ich bin absolut nicht spontan, tat aber so, als sei es kein Problem. Also sprang ich von der Couch auf, zupfte mir die Nacho-Reste von meiner Jogginghose und hüpfte unter die Dusche. Gestresst wie ich war, schnitt ich mir beim Rasieren ins Bein und blutete wie ein abgestochenes Schwein. In Windeseile stylte ich mich und machte mich auf den Weg.

 

In dieser dubiosen Gegend angekommen, klingelte ich bei besagter Türnummer und schlich durchs Stiegenhaus. Ein Hüne öffnete mir die Türe. Im Stiegenhaus war es finster und so konnte ich ihn auf den ersten Blick nicht sehen, aber leider riechen. Es roch nach alter, modriger Kleidung. So als wäre die Bude seit Monaten nicht mehr geputzt und die Wäsche seit noch viel längerer Zeit nicht mehr gewaschen worden. Schon mal nicht so geil! Ferdinand begrüßte mich in löchriger Jogginghose (ja, ich schwöre, seine Jogginghose hatte drei große Löcher, da hätte man Golfbälle durchschießen können!) mit Bussi links, Bussi rechts und taumelte dann wieder in seine klitzekleine Wohnung Richtung Bett. Ich ging hinterher und setze mich an den Bettrand.

Grande Finale

Und das skurrile Szenario nahm seinen Lauf! Ferdinand erzählte mir, dass er jeden Tag kifft. Als ich ihm offenbarte, dass ich noch nie in meinem Leben Gras geraucht habe, fiel er aus allen Wolken und meinte, ich müsse mich unbedingt mal locker machen und mir „einen durchziehen“. Anschließend klärte mich Ferdinand noch auf, dass er aktuell mit mehreren Frauen immer wieder Sex habe und darauf vorerst auch nicht verzichten wolle. Äh, ich bin wohl im falschen Film gelandet, dachte ich mir!

 

Aber der Gipfel kommt noch! Er fragte, ob ich nicht bei ihm übernachten möchte und ob ich was dagegen hätte, wenn er mir ein wenig nahe käme. Ich fragte, worauf er hinauswolle und was zum Geier er bitte angrapschen wolle. Darauf meinte er beinhart: „Na ja, bisschen Busen, bisschen Arsch?“ Okay, aus die Maus! Ich wollte aus dieser realen Horror-Show nur noch raus und machte dies auch deutlich klar. So schnell konnte er gar nicht schauen, so schnell war ich draußen. Wie gesagt, es war mein erstes und letztes Tinder-Date.

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