Gerne alleine: was wir von Einzelgängern lernen können
Me, myself, and I: Wer auch mal allein sein kann, hat mehr vom Leben.
Unter Säugetieren ist es nicht unüblich, allein durchs Lebens zu wandern. Viele Vierbeiner, vom Gürteltier über das Eichhörnchen bis zum Orang-Utan, haben für die Gesellschaft von Partnern wenig übrig. Auch der männliche Weißrüssel-Nasenbär ist zum Beispiel ein Einzelgänger und verzichtet, anders als die Weibchen, auch auf ein Rudel. Das Dasein als Super-Single muss man sich aber leisten können, das gilt im Tier- wie im Menschenreich.

Stark genug sollte man sein – und auf so manchen Komfort verzichten können. Vielleicht bewundern wir sie deswegen heimlich: die Alleinreiser, die Mit-dem-Buch-am-Wasser-Sitzer, Menschen, die es schaffen, auch ohne Begleitung so richtig glücklich zu sein. Wir nennen sie Sonderlinge oder bedauern sie, aber insgeheim finden wir sie cool.
Akt der Selbstbestimmung
Sie betrachten die Abgeschiedenheit nicht als ein Mangel-Dasein, sondern schätzen die Möglichkeit, sich zu entspannen, sich nicht exponieren zu müssen, selbstbestimmt zu sein, nicht abgelenkt zu werden. Der Grund ist klar: Man sollte es eine Weile nur mit sich aushalten, damit man es auch mit anderen aushält. Denn Alleinsein hat nichts mit Einsamkeit zu tun – wer einsam ist, vermisst die anderen.
Wer öfters alleine sein möchte, ist deswegen noch kein Menschenfeind. Er lädt meistens nur seine Akkus auf. Die britische Autorin Sara Maitland schreibt in „A Book of Silence“ über ihr Leben auf Inseln und in den Bergen – und meint, „dass man nach stillen Phasen alles wieder besser wahrnimmt. Alleinsein erzeugt Freiheit, freie Entscheidungen, innere Klarheit und Stärke.“
Trend zum Alleinreisen
Doch man muss nicht gleich ins Schweigekloster pilgern, um in den Genuss von mehr Selbsterfahrung zu kommen. Gerade in der Urlaubszeit lohnt es sich doppelt, wenn man die Kunst des erfüllten Alleinseins beherrscht. Galt das Alleinreisen früher als Notlösung für Singles, ist es heute bei vielen fast schon eine Lebenseinstellung.
Verschiedene aktuelle Tourismusstudien bestätigen den Trend, vor allem bei Frauen. Fast die Hälfte der Singlemänner bleibt eher zuhause, wenn niemand mitkommt, Singlefrauen dagegen verbringen die Ferien mit Freunden oder reisen gleich alleine. Denn: Wer keinen Reisepartner an seiner Seite hat, nimmt seine Umgebung viel aufmerksamer wahr. Und mit dem Austausch klappt’s auch gleich viel besser: Bei Alleinreisenden sinkt die Hemmschwelle, mit anderen in Kontakt zu treten.