Psycho-Denkfehler
20. Oktober 2016 von Mareike Steger

Wie uns Psycho-Denkfehler im Weg stehen

Frauen und Männer kommunizieren unterschiedlich? Mit Sport kann man Aggressionen abreagieren? Falsch! Wir erklären populäre psychologische Denkfehler – und sagen, was wirklich hilft.

Denkfehler wegen Hausverstand

Der Hausverstand ist keine schlechte Sache. Ohne ihn würden wir in vielen Situationen wie der Ochs vorm Berg stehen. Doch wenn es um psychologische Dinge geht, führt uns unsere „Küchenpsychologie“ geradewegs in die Irre. In solchen Fällen hilft keine Volksweisheit. Es braucht mehr: Wissen. Das zeigen wir einmal anhand von drei populären psychologischen Denkfehlern.

Psycho-Denkfehler Ist ein Denkfehler: Mit Sport reagierst du keine Aggressionen ab.

1. Kommunizieren Frauen und Männer unterschiedlich?

Jeder, der schon einmal in einer Partnerschaft gelebt hat, wird jetzt nicken. Ist ja klar, meint Hans-Peter Nolting, Pädagogischer Psychologe, in seinem Buch „Abschied von der Küchenpsychologie“: Persönliche Erfahrungen scheinen nämlich die Kluft zwischen den Geschlechtern zu vergrößern. Doch einzelne Beispiele helfen wenig, um das Geschlechtstypische herauszufiltern, schreibt der Experte.

 

Sehr wohl gibt es aber viele Studien, die die kommunikativen Unterschiede zwischen Mann und Frau untersucht haben. Das Ergebnis? Ist einhellig: Wer klischeehaft auf Unterschiede pocht, übertreibt maßlos. Denn: „Frauen unterscheiden sich untereinander und Männer unterscheiden sich untereinander weit mehr, als die beiden Geschlechter sich im Durchschnitt unterscheiden.“ Also: Dieser Denkfehler der Marke „typisch Mann“ / „typisch Frau“ bringt uns echt nicht weiter! Lieber auf die einzelne Person schauen.

2. Lassen sich Aggressionen mit Sport abreagieren?

An diesem Gedanken ist so einiges falsch, sagt Psychologe Nolting. Weder können Gefühle kanalisiert werden wie Abwasser in einem Rohr, noch können die starken Affekte raus aus dem Körper. Man kann allenfalls „Gefühle im Verhalten ausdrücken“, durch eine Ohrfeige oder durch Beschimpfungen etwa. Doch dadurch verschwindet beispielsweise der Zorn auf eine Person nicht. Ebenso wenig können die Aggressionen reduziert werden, indem man sie auf Ersatzwegen auslebt, etwa durch kräftiges Treten auf einem Heimtrainer oder Schlagen auf einen Sandsack.

 

Mehrere Studien zeigten: Entweder wirkte diese Art des vermeintlichen Aggressionsabbaus genauso gut oder schlecht wie bloßes Warten. Oder aber das Schlagen machte noch aggressiver!

 

Was aber hilft bei Aggressionen? Angenehme ablenkende Aktivitäten, körperliche Entspannung, über die eigenen Gefühle nachdenken und die Aussprache mit demjenigen, der den Ärger verursacht hat.

3. Es gibt verschiedene Lerntypen.

Der eine lernt am besten visuell, der andere ist ein auditiver Lerntyp, beim Dritten funktioniert optimales Lernen durch Angreifen … Wir Menschen lieben zwar Einteilungen in Typen jeder Art. Jedoch, sagt der Experte, „sind in der Forschung alle Versuche fehlgeschlagen, die Existenz solcher Lernertypen nachzuweisen“. Dann hätten nämlich manche Menschen vor allem bei Sehaufgaben besser abscheiden müssen, andere bei Höraufgaben, so Nolting. Doch eben das fand nicht statt.

 

Statt weiter auf diesem psychologischen Denkfehler zu beharren, sollte jeder, der erfolgreich lernen will, alle Sinne einsetzen – und „vor allem aber nachdenken, um nicht nur Einprägungswissen, sondern auch intelligentes Verständniswissen zu erwerben“.

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