14. Mai 2018 von Christian Krisper

Protestmarsch am roten Teppich

Solidarität und Chancengleichheit in Cannes

Auf den Stufen der Filmfestspiele in Cannes versammelten sich 82 Frauen aus der Filmwelt, um ein Plädoyer für mehr Chancengleichheit und Gleichberechtigung in der Branche vorzutragen.

Protestmarsch in Cannes

Derzeit finden in Cannes die 71. Internationalen Filmfestspiele statt. Jede Menge Branchenstars und Celebrities laufen über rote Teppiche, um ihre Arbeiten zu promoten. Doch die diesjährigen Filmfestspiele stehen auch im Schatten der #MeToo-Bewegung und Juryvorsitzende Cate Blanchett ließ die Gelegenheit nicht aus, gemeinsam mit einer Vielzahl an Kolleginnen aus der Branche ein klares Zeichen für Solidarität und Chancengleichheit zu setzen.

 

Kurzerhand organisierten sie einen Protestmarsch auf dem roten Teppich. 82 Frauen aus der Filmwelt versammelten sich, um ein Plädoyer für mehr Chancengleichheit und Gleichberechtigung in der Branche vorzutragen. Dabei ist die Zahl 82 keine zufällig gewählte, wie Cate Blanchett in dem bewegenden Plädoyer erklärte: „Auf diesen Stufen stehen heute 82 Frauen, die die Anzahl der weiblichen Regisseurinnen repräsentieren sollen, die diese Stufen seit den ersten Filmfestspielen in Cannes 1946 erklommen haben. Im selben Zeitraum haben 1.688 männliche Regisseure diese Stufen erklommen.“

 

 

Cannes
Credit: Picturedesk

Für mehr Solidarität und Chancengleichheit in Cannes

In den 71 Jahren des Festivals wurden bis heute nur zwei Frauen mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. 1993 gewann die neuseeländische Regisseurin Jane Campion für „Das Piano“ als einzige Frau in der Geschichte des Festivals regulär die Auszeichnung für den Besten Film. Die Pionierin der französische Nouvelle Vague, Agnès Varda, die ebenfalls beim Protest vor Ort war, wurde im Jahr 2015 mit einer Ehren-Palme ausgezeichnet.

 

21 Filme konkurrieren dieses Jahr um die Goldene Palme. Davon sind nur drei von Regisseurinnen. In der Jury unter dem Vorsitz von Cate Blanchett sind jedoch fünf von neun Mitgliedern Frauen. Fortschritt ist offensichtlich etwas, das sehr lange und hart erkämpft werden muss. Die Zeit ist hoffentlich gekommen.

 

„Frauen sind in dieser Welt keine Minderheit. Und doch scheint uns der Status quo in unserer Branche das zu vermitteln. Als Frauen sind wir alle mit unseren eigenen Herausforderungen konfrontiert. Aber wir stehen heute gemeinsam auf diesen Stufen, um ein Zeichen zu setzen für unsere Überzeugungen und unseren Einsatz für den Fortschritt. […] Und wir stehen heute in Solidarität mit Frauen aus allen Branchen“, wie Cate Blanchett in ihrer Rede weiter ausführte.

 

Die Thematisierung solcher Missstände war bis vor kurzem noch keine Selbstverständlichkeit im Filmbusiness oder irgendeiner anderen Branche. Die Zeit ist also sichtlich mehr als reif für Veränderungen. Bleibt nur zu hoffen, dass bald mehr Frauen ihre Geschichten erzählen können und im Wettbewerb vertreten sind.

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