Kindheit Außenseiter
21. August 2017 von Janina Lebiszczak

Für immer Aussenseiter?

Die Kindheit wird man nicht los

Wer sich als Kind oft ausgeschlossen und alleine gefühlt hat, wird auch als Erwachsener daran kiefeln.

Den Verhältnissen unserer Kindheit entkommen wir nicht. Wer kein soziales Kapital von zuhause mitbringt, wird immer Probleme haben. So umschreibt die deutsche Autorin Sabine Scholl ihr persönliches Dilemma: „Die Geschichte meiner Herkunft trage ich weiter in meinem Körper und meinen Träumen. Wohin ich auch komme, begleitet, quält und nährt sie mich. Statt Heimat verwende ich mittlerweile den Begriff Zugehörigkeit, denn der ist nicht an einen Ort, sondern an Menschen gebunden.“

Kindheit Außenseiter

Aber stimmt das? Bleibt man immer Außenseiter, wenn man einst ein Außenseiter war? Forscher auf der ganzen Welt sind sich einig: Es ist zu kurz gegriffen, die Persönlichkeit eines Menschen allein auf genetische Faktoren zurückzuführen. Es zeigt sich immer mehr, dass Erbgut und Umwelt gleichermaßen wichtig sind.

Kindheit ist kein Fluch

Ein Beispiel: Eine depressive Mutter kann die Erkrankung über ihr Verhalten an die Kinder weitergeben, diese muss nicht „vererbt“ werden. Die soziale Umwelt prägt sich dem Gehirn und der Psyche der Kinder ein. Kann man seiner Rolle dann überhaupt entkommen? Ja, sagt eine aktuelle Studie: Ein sicheres, schönes Elternhaus ist zwar eine gute Voraussetzung dafür, im Erwachsenenalter ebenfalls sichere Bindungen aufzubauen, doch es gibt viele, die dieses Muster der Kindheit im späteren Leben nicht beibehalten. Eine schwierige Kindheit ist kein Fluch, aber ein schönes Stück Arbeit. Ehemalige Außenseiterkinder tragen ein schweres Packerl mit sich herum.

Früher Einzelgänger, heute Star

Sie versuchen als Erwachsene häufig, sich anzupassen, damit man sie nicht wieder ausgrenzt wie damals in der Kindheit. Sie passen sich dabei oft stärker an, als guttut. Sie leiden an dem Dauerkonflikt zwischen ihrem Wunsch nach Zugehörigkeit und ihrer Andersartigkeit. Sie möchten so sein, wie sie sind, aber dafür nicht den Preis bezahlen, ausgegrenzt zu werden. Interessanterweise werden sehr viele Menschen, die als Kinder eher unbeliebt waren, Schauspieler – Hollywood verdankt also einen Teil seiner Stars deren unliebsamer Vergangenheit.

 

Hilfreich auf dem Weg raus aus der angeborenen Außenseiterrolle können neben einer Psychotherapie auch Selbsthilfegruppen sein. Es ist gut, sich auszutauschen und zu erfahren, dass man mit seinem Problem nicht allein ist. Auch nicht als Außenseiter.

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