19. August 2017 von Janina Lebiszczak

Geben oder Nehmen:

Sind gute Menschen glücklicher?

Nicht nur das: Sie leben sogar länger! Aber es scheint verlockend, egoistisch zu sein und nur auf sich zu schauen.

Helfen hilft. Das ist mittlerweile wissenschaftlich bewiesen. Stephanie Brown vom Institute for Social Research befragte über 420 ältere verheiratete Personen. Die Daten wurden zu zwei Zeitpunkten im Abstand von fünf Jahren erhoben. Es zeigte sich, dass Personen, die Freunden, Verwandten und Nachbarn Unterstützung gaben oder den Ehepartner unterstützten, fünf Jahre später ein signifikant reduziertes Mortalitätsrisiko aufwiesen.

David Mellor von der Deakin University in Melbourne nahm sich die Kultur der freiwilligen Helfer vor – Menschen, die ohne Entgelt den Armen und Schwachen der Gesellschaft helfen, oft despektierlich „Gutmenschen“ genannt. Diese berichteten im Gegensatz zu den befragten „Nicht-Helfern“ von einem gesteigerten Wohlbefinden. Freiwilligenarbeit korreliert positiv mit der Lebenszufriedenheit.

Bitte keine Selbstausbeutung

Doch wie so oft gilt das Motto „Die Dosis macht das Gift“. Was als Ausgleich und Herzlichkeit beginnt, kann als Selbstausbeutung enden, als freiwillige sogar. Menschen, die am sogenannten Helfersyndrom laborieren, sind oftmals nur getarnte Egoisten. Klingt hart, ist aber so. Schädlich für alle Seiten wird das Helfen nämlich, wenn der Helfende das Bedürfnis des anderen nicht mehr im Blick hat und vor allem hilft, um die eigene Person aufzuwerten. Oder aber er ist wirklich zu gutmütig. Wir kennen sie doch alle: die netten, immer hilfsbereiten Mitmenschen, die niemals nein sagen, aushelfen, den Chauffeur spielen, kochen – alles für die anderen. Die Bitte um einen Gefallen ist ein Appell an unsere Hilfsbereitschaft, an unser Pflichtbewusstsein und das Bedürfnis nach Anerkennung und Harmonie – das lässt sich von weniger liebenswerten Kreaturen leicht ausnutzen. Deswegen ist es wichtig, übergroße Gutherzigkeit hin oder her, nicht immer Everybody’s Darling zu mimen. Unser Tipp: Immer schön in Balance bleiben.

Und was sagt der Experte?

Wir haben bei Dr. Roman Braun, Master-Coach und Autor, nachgefragt: „Eine gute Tat wirkt sich nicht nur für diejenigen positiv aus, denen geholfen wird, sondern auch auf die Helfenden selbst: Der Zusammenhang zwischen der guten Tat und dem eigenen Wohlbefinden ist spürbar und wissenschaftlich nachgewiesen. Dabei erlebt sogar ein Dritter, ein Beobachter, das Glücksgefühl – eine Win-win-win-Situation sozusagen.“

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