18. August 2017 von Janina Lebiszczak

Aufstehen, Krone richten:

Warum uns Krisen stärker machen

Aus Fehlern lernen? Das klappt nur, wenn wir zu unseren Schwächen stehen. Dann wird aus der Krise tatsächlich eine Chance!

Schon das griechische Wort „krisis“ bezeichnet nicht eine vollkommen hoffnungslose Situation, sondern den Wendepunkt in einer brenzligen Lage – von da an kann es eigentlich nur noch besser werden. Vielleicht predigen Promis, Politiker und Selbsthilfe-Gurus deshalb immer von der Krise als Chance. Nun – es fällt tatsächlich leichter, diese zu bewältigen, wenn man sie als Herausforderung und nötigen Anstoß zur Veränderung sieht. Krisen kurbeln unsere Kreativität und unsere Kraft an, aus ihnen zu lernen und an ihnen zu wachsen. Aber wie geht das? Wir haben mit zwei Frauen gesprochen, die aus Fehlern gelernt und neu angefangen haben!

Silke hat sich neu erfunden

Die ehemalige Juristin hat sich mit ihrem Label „LIEBLINGSROCK“ selbständig gemacht und designt und fertigt nun Röcke, am 22. 9. eröffnet ihr Showroom in Breitenfurt bei Wien. An ihre Krise erinnert sie sich noch lebhaft: „Mein größter Fehler war war, dass ich entsprechen wollte, gefallen wollte. 

Dass ich einen Weg gegangen bin, weil ich im Hinterkopf hatte, was ‚Gscheites‘ zu machen, was Vernünftiges, was Erwachsenes. Ich war Juristin. Viele Jahre lang. Aber es war nicht meines. Und es hat sich zum tagtäglichen Kampf entwickelt. Klammheimlich und leise. Aber auch das sehe ich erst im Nachhinein so. Damals war es ein ‚Es kann ja nicht jeden Tag die Sonne scheinen‘-Gefühl. Irgendwann hat dann der Körper das entscheidende Stoppsignal gesendet. Wofür ich ihm heute ganz unendlich dankbar bin! Er hat mich zur Ruhe verdonnert. Und mir den Startschuss für mein neues Leben geschenkt. Ich fertige nun Lieblingsröcke und ja, ich liebe es!“ Und Silke, ist da was dran an der Krise als Chance? „Das ist definitiv so, durch mein Scheitern habe ich die Möglichkeit bekommen habe, mich neu zu erfinden!“

Ruth macht nun Mut

Erst verlor sie ihren Job, dann den Partner, wusste nicht, wie es weitergehen soll. Heute hilft sie anderen: In ihrer „MasterMum“-Gruppe (Infos: www.r-source.at) arbeitet sie nun mit Mamas, die das Gefühl haben, sie sind nicht gut genug, die an sich zweifeln, die sich erschöpft fühlen von ihren eigenen Perfektionsansprüchen. Was hat sie aus ihrer Krise gelernt? „Ich hatte eine Heidenangst! Aber der musste ich mich stellen. 

Ich spürte damals, dass ich gerne eine Ausbildung zur Kinesiologin machen würde, nur fehlten mir die Mittel dazu. Also bewarb ich mich kurzerhand bei der Millionenshow, um die 15.000 Euro für meine Ausbildungspläne zu gewinnen … und was soll ich sagen: Es klappte, ich hab sie gewonnen!“ Doch war es nur der Zufall, der sie stärker machte? „Wir fürchten Neues oft so sehr, dass wir bereit sind – mitunter sogar sehr lange –, im Gewohnheitsmodus weiterzuleben, auch wenn wir dort nicht mehr wirklich glücklich sind. Da braucht es Leidensdruck, um weiterzukommen! Wäre ich damals nicht beruflich und privat so ‚gescheitert‘, dann hätte ich meine wahre Berufung nicht gefunden!“

Und was sagt die Expertin?

Wie man scheitert – ohne daran zugrundezugehen? Mag. Elke Radhuber hat eine Praxis für Coaching und Psychotherapie in Wien und rät uns Folgendes: „Einen strahlenden Stern zu lieben ist leicht. Es ist auch recht einfach, sich selbst zu mögen, wenn man alles richtig macht. Doch wie schaut es aus, wenn man mal nicht brilliert? Selbstakzeptanz ist die Zauberformel. Für einen intakten Selbstwert ist es wichtig, alle Facetten von sich zu integrieren. Vermeintliche eigene Schwächen zu negieren kann das eigene Wachstum blockieren. Es bindet viel Energie. Zu akzeptieren, was ist, bedeutet erkennen und möglicherweise verstehen. So erlauben wir uns, den Boden zu ebnen, um über uns selbst hinauszuwachsen.“

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