Eltern werden älter und manchmal nicht weiser.
13. April 2017 von Mareike Steger

Hilfe, meine Eltern nerven!

Ihr kennt das ja: Irgendwann rufen Mama oder Papa an und wollen deinen Rat. Weil sie das neue Smart-TV nicht eingerichtet bekommen. Oder nicht kapieren, wie man die Fotos vom Handy ausdruckt. Musst du den Eltern immer helfen? Dazu gibt es eine eindeutige Antwort.

Woran ihr merkt, dass eure Eltern älter werden? Nun ja, spätestens wenn sie meinen, sich jeglichen technischen Schnickschnack zulegen und mit euch über WhatsApp kommunizieren zu müssen, ohne aber über das entsprechende Know-how zu verfügen …

Dann sitzt ihr als erwachsene Kinder schnell in der Falle: Weil nämlich eure Erzeuger euch bei jedem technischen Problem oder besser gesagt: jedem technischen Unverständnis ihrerseits – fragen werden, wie das nun geht. Und als gute Tochter, als guter Sohn hilft man halt. Oder?

Familientherapeutin Sandra Teml-Jetter sieht das anders. Eine Verpflichtung, Mama oder Papa beim Einrichten des Computers, beim Einweisen ins Online-Banking oder Downloaden aller Fotos von der SIM-Card des Smartphones zu helfen, bestehe nicht: „Ich kann aus Liebe helfen, alles andere hat einen unguten Beigeschmack.“

Gerade ein Kommunikationsmittel wie WhatsApp sieht die Expertin kritisch – etwa, wenn eure Erzeuger eine Gruppe einrichten und auf tägliche Updates ihres Nachwuchses hoffen: „Der Nachteil von WhatsApp & Co ist: Eltern können quasi jederzeit bei ihren erwachsenen Kindern hineinplatzen.“ Sie rät, sich davon abzugrenzen und sich selbst von der Verpflichtung zu befreien, allzeit verfügbar zu sein. „Vielleicht ist auch ein Gespräch sinnvoll, in dem klargestellt wird, dass elterliche Nachrichten in Maßen willkommen sind. Dass du als erwachsenes Kind aber keine Erwartungen deiner Eltern mehr erfüllen willst, etwa: mehr Kontakt mit ihnen zu haben.“

Die Alten nerven immer mal wieder, das ist bekannt. Doch wenn Mama zum x-ten Mal anruft, weil sie wissen will, wie man ein Foto an eine E-Mail anhängt, und du ihr das ebenso oft schon erklärt hast – darf dir da der Kragen platzen? „Ja, natürlich!“, meint die Familientherapeutin. „Manchmal haben solche Fragen im Leben Platz, weil man gerade Zeit und Ressourcen zur Verfügung hat, die du deinen Eltern gerne schenkst – und manchmal eben nicht!“

Die Expertin empfiehlt ein klares, ehrlich gemeintes „Nein!“, ohne sich rechtfertigen und lange erklären zu müssen. „Sind die eigenen Eltern reif genug, können sie das auch gut nehmen. Wenn die Eltern allerdings dann beleidigt sind, weißt du: Du hast sie wahrscheinlich in puncto Reife überholt. Beleidigtsein ist ein sehr kindliches Verhalten.“

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