Katherine Switzer
23. März 2017 von maxima Redaktion

Wie die erste Marathonläuferin für Frauenrechte lief

Vor 50 Jahren brach Kathrine Switzer alle Regeln der (männlichen) Lauf-Ordnung – und lief in Boston als erste Frau einen Marathon. Damals ein Skandal. Heuer ein Grund zum Feiern.

Als Neil Armstrong die ersten Schritte auf dem Mond machte, formulierte er den berühmten Satz vom kleinen Schritt für einen Menschen und dem gewaltigen Sprung für die Menschheit. Das war 1969. Und auf dem Mond waren seither gerade einmal eine Handvoll Menschen. Ausschließlich Männer.

 

Dass wir mit unserer maximaläuft-Staffel beim VCM mitmachen, schockiert heute niemanden. Wie viele Frauen seit 1967 einen Marathon gelaufen sind, weiß vermutlich ebenfalls niemand. Es ist streng genommen auch egal: Dass Frauen laufen, ist keine Sensation. Dass sie Marathon laufen, auch nicht. Heute nicht mehr. Aber 1967 war genau das ein Skandal. Nur: Kathrine Switzer hat damals, 1967, keine großen Worte gemacht – sondern lief einfach. Und beendete als erste Frau einen Marathon mit einer offiziellen Startnummer. Nicht auf dem Mond, sondern in Boston: ein tatsächlich gewaltiger Schritt für die Menschheit, der sich heuer am Ostermontag, dem 17. April, zum 50. Mal jährt.

Kathrine Switzer ist heute 70 Jahre alt. Doch zum 50. Jahrestag des historischen Meilensteines wird sie noch einmal in Boston antreten. Und diesmal, beim 121. Boston-Marathon. wird kein Rennleiter versuchen, sie mit Gewalt vom Rennen abzuhalten. Niemand wird mehr darüber fabulieren, dass Frauen aus „medizinischen Gründen“ keine Langstreckenläufe absolvieren dürfen. Das „Argument“, Frauen falle bei langen Läufen die Gebärmutter heraus, klingt heute so grotesk, dass niemand – kein Mann und keine Frau – es auch nur annähernd ernst nimmt. 1967 war das anders.

Switzer beim Boston Marathon, bei dem Männer versuchten sie von ihrer Bahn zu drängen. (Foto: Boston Herald)

Tricksen für die Startnummer

Kathrine Switzer war damals Studentin. Sie trickste, meldete sich als „K. V. Switzer“ zum Lauf an, bekam die Startnummer 261 – und wurde mit dieser Nummer zur Ikone. Sie lief nicht nur – sehr erfolgreich – Jahre und Jahrzehnte Langstreckenläufe (und gewann zum Beispiel den New-York-Marathon), sondern organisierte in den siebziger Jahren auch in 29 Ländern über 400 Rennen der AVON Frauenlaufserie: Sie sorgte so dafür, dass 1984 – sehr spät, aber eben doch – der Frauenmarathon ins Olympische Programm aufgenommen wurde.

„Was vor 50 Jahren ein dramatischer Vorfall war, wurde letztendlich zu einem richtungsweisenden Moment – für mich und für Läuferinnen auf der ganzen Welt. Das Ergebnis war eine soziale Revolution: Heute laufen in den USA mehr Frauen als Männer“, sagt Switzer stolz – und betont, dass „die Reise erst begonnen“ habe.

Denn 2015 gründete sie das Frauenlaufnetzwerk 261 Fearless, das Frauen weltweit miteinander auf sportlicher Basis verbindet. Beim Boston-Marathon am Ostermontag werden neben Switzer deshalb noch 118 Fearless-Botschafterinnen (und auch -Botschafter) mit der Ikone gemeinsam die historischen 42 Kilometer laufen. „Am 17. April geht es mir nicht um eine bestimmte Zeit – ich möchte feiern, vereinen und dankbar sein für die Möglichkeit, die uns geboten wird. Ich laufe, um diesem Rennen, dieser Stadt, danke zu sagen, die alle zusammen uns Frauen in den letzten Jahrzehnten Kraft und Selbstbewusstsein gegeben haben.“

Neil Armstrong machte 1969 ein paar Schritte auf dem Mond. Kathrine Switzer lief 1967 einen Marathon auf der Erde. Was für die Menschheit der größere Schritt war, muss jeder und jede selbst entscheiden.

 

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