Entlieben
14. März 2017 von Janina Lebiszczak

Kann man sich entlieben?

Manchmal wird eine unglückliche Liebe so zur Gewohnheit, dass wir es nicht ändern wollen. Aber kann man sich aus den Fesseln der (unglücklichen) Liebe befreien?

Entlieben ist ein Prozess

Sich in den falschen Mann zu verlieben ist tragisch. Noch tragischer ist es, bei ihm zu bleiben. Doch soll man einen Schlussstrich ziehen oder einfach die Zeit für sich arbeiten lassen?

Liebe

entlieben

Entlieben sei, so schrieb es einst der französische Feuilletonist Marcel Proust, als blicke ein Zugreisender erst angetan, dann nach Stunden immer müder werdend, dumpf auf eine Landschaft, von der er weiß, dass er sie zum letzten Mal sieht. Irgendwann schaut er gar nicht mehr hin, es ist auch egal, was draußen ist. Die kanadische Sängerin Feist drückte es in ihrem Song „Let it die“ noch präziser aus: „Don’t you wish that we could forget that kiss. And see this for what it is. That we’re not in love.“ Aber gibt es die Chance, diesen traurigen Prozess des inneren Abnabelns vom einst geliebten Partner seelisch intakt zu überstehen?

Entlieben braucht Zeit

Nun – was man wirklich dazu braucht, ist eine Entscheidung. Eine bewusste Entscheidung, dass man genug hat, an dem Tag, an dem es einem reicht mit dem Unglücklich-Verliebt-Sein, egal ob man gerade in einer langjährigen Beziehung steckt, aus der die Luft raus ist, oder ob man aus der Ferne jemanden liebt, der dieses Gefühl nicht erwidert. Doch alle Hoffnung fahren zu lassen liegt uns nicht – gerade in Liebesdingen ist der Mensch ein heilloser Optimist, ein Träumer. Und nur eine Strategie scheint erfolgversprechend: auf Distanz zu gehen, körperlich, seelisch, geographisch. Internationale Studien zum Thema Trennung besagen: Innerhalb von sechs Wochen sinkt der Oxytocinspiegel, die Synapsen programmieren sich um. Erst denkt man dauernd, dann nur noch einmal am Tag an die schmerzvolle (Ent-)Liebe, dann nicht mehr jede Woche, bis die Erinnerung nur noch selten kommt – und dann ergraut, verblasst und weggesperrt werden kann.

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Kann man sein Herz steuern?

Entlieben ist schwer – denn dieses Thema kann man nicht über einen Kamm scheren: Die US-Psychologin Joanni Sailor führte Gespräche mit Getrennten, sammelte ihre Gründe für das Liebes-Ende und kategorisierte sie: Die meisten Teilnehmer beschreiben das Entlieben als Prozess mit vielen kleinen Augenblicken, die die Beziehung in Frage stellten. Bei einigen aber gab es den „Moment der absoluten Klarheit“ –  als wäre bei ihnen ein Schalter umgelegt worden. Was Hoffnung gibt, ist eine andere Untersuchung: Ein Forscherteam aus St. Louis in Missouri und Rotterdam bat seine Probanden, beim Anblick von Fotos von verflossenen Partnern positive wie auch negative Gedanken zu manifestieren. Und tatsächlich wurden die gemessenen Hirnströme stärker beziehungsweise schwächer. Soll heißen: Kontrollieren können wir unsere Gefühle nicht, aber zumindest ein bisschen steuern.

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