Weltfrauentag
8. März 2017 von Jasmin Newman

Weltfrauentag: Starke Frauen, die wir feiern

Der 8. März ist der Weltfrauentag. Aber welchen Stellenwert hat er heutzutage noch? Und welche Promi-Damen qualifizieren sich als Vorbild?

Der moderne Feminismus

Er ist der Kampftag für Gleichberechtigung und das Frauenwahlrecht und hat seinen Ursprung 1911 in einigen europäischen Ländern. Heute, mehr als 100 Jahre später, wird seine Sinnhaftigkeit häufig in Frage gestellt, und Frauen, die sich für Feminismus einsetzen, müssen sich einer permanenten kritischen Beurteilung stellen. Jüngstes Beispiel: Emma Watson, deren soziales und politisches Engagement für viele offensichtlich im Widerspruch zu einem kürzlich erschienenen Cover der „Vanity Fair“ steht, auf dem sie, sagen wir mal, ein tiefes Dekolleté zeigt. Dagegen ist Nicki Minaj, die ebenfalls in ihren Songs an die Stärke und Unabhängigkeit der Frauen appelliert und zu einer Fashion Show mit komplett freigelegter Brust erschien, nur ein paar müde Headlines wert. Das mit der Gleichberechtigung scheint also nicht mal unter den eigenen Geschlechtsgenossinnen zu funktionieren.

Brust hin oder her – während sich das Netz über beide Damen auslässt und nur darüber diskutiert, was man als emanzipierte Frau darf oder soll und was nicht, gehen wir einen Schritt weiter und fragen: Wer repräsentiert die moderne Frau, und was macht ein starkes Vorbild aus?

5 starke Frauen

Ellen DeGeneres
Sie ist das strahlende Gesicht der amerikanischen TV-Welt. Der Publikumsliebling heimste bei den letzten People’s Choice Awards gleich drei Preise ein und ist somit Rekordhalterin mit insgesamt 20 Trophäen. Doch das war nicht immer so, wie sie in ihrer Rede dazu erzählte: „Ich will auch sagen, es fühlt sich gut an, ausgewählt zu sein, aber es gab auch eine Zeit in meinem Leben, wo ich nicht ausgewählt wurde.

Ich war das Gegenteil von ausgewählt, weil ich anders war, und ich möchte sicherstellen, dass jeder von euch weiß, dass das, was ihr heute anders macht, später im Leben herausstechen wird. Du sollst stolz darauf sein, anders zu sein, stolz darauf, du zu sein.“ Diese Stärke, das Selbstbewusstsein und die Zufriedenheit mit sich hat Ellen DeGeneres neben ihrer offenen und sympathischen Art durch die schwere Zeit seit ihrem Coming-out 1997 gebracht – wäre es anders gewesen, hätte das im prüden Amerika und zur damaliger Zeit für ein klares Karriere-Aus gesorgt.

Palina Rojinski

Orgasmus-Flashmob auf dem Berliner Alexanderplatz, 28 Runden Achterbahn inklusive Kotzanfall vor laufenden Kameras, betrunken Passanten zu politischen Themen interviewen, talentloser Live-Gesangsauftritt im Frühstücksfernsehen – diese Frau hat keine Allüren, geht locker mit Eitelkeit um und ist für jeden Spaß zu haben. Man könnte fast sagen, sie ist die deutsche Antwort auf Cara Delevingne. Beide setzen ganz deutlich das Statement:

Als Frau muss man nicht immer damenhaft, anständig oder perfekt sein. Ein viel zu seltenes Bild in der Glamourwelt. Und genau das ist Palina Rojinskis Erfolgsrezept, das sie neben TV-Shows wie „Circus Halligalli“ oder „Got to Dance“ mittlerweile sogar auf die Kinoleinwand („Traumfrauen“, „Willkommen bei den Hartmanns“ u.a.) gebracht hat. Der Weg dahin war weniger spaßig. Von der Plattenbausiedlung in Sankt Petersburg ging’s nach dem Mauerfall ins Asylwerberheim in Berlin. Um ihrer Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen, schickten ihre Eltern die damals Sechsjährige ins Sportgymnasium und drillten sie zur Leistungssportlerin. Mit 14 endete die Sportkarriere, die mit zwei deutschen Meistertiteln gekrönt war. Danach suchte sich die Powerfrau ihren eigenen Weg – und zwar ins Showbiz. Ihre eigene Tochter würde sie nicht zur Leistungssportlerin erziehen, sie grollt aber ihren Eltern nicht. „Sie wussten es nicht besser“, sagt sie dazu in einem Interview.

 

 

#Menschenrecht

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Leighton Meester
Als Blair Waldorf begleitete Leighton Meester in „Gossip Girl“ in fünf Jahren eine ganze Teenie-Generation. In der Serie stammte sie aus dem elitären Waldorf-Clan, mit einer Mutter, die ein renommiertes Modelabel führte, und verkehrte in der Upper Class von New York City. Ihr eigenes Leben könnte nicht konträrer sein: Zum Zeitpunkt ihrer Geburt verbüßte ihre Mutter eine Haftstrafe wegen ihrer Beteiligung an einem Drogenring.

 

Die Beziehung zu ihrer Mutter blieb auch nach der Entlassung schwierig, so verklagten sich die beiden gegenseitig wegen der finanziellen Unterstützung von Meesters’ krankem Bruder. Vermutlich ein Grund, warum Leighton ihre eigene Familie an erste Stelle setzt. Mit Adam Brody, bekannt aus „O.C. California“, hat sie eine zweijährige Tochter. Nach längerer Karrierepause kehrt Leighton dieses Jahr mit „Making History“ zurück ins Fernsehen.

Kate Upton
Das Supermodel feierte vor wenigen Tagen ihr drittes „Sports Illustrated“-Cover. Und niemand anderer hätte speziell für diese Ausgabe eine bessere Wahl sein können. Denn in diesem Magazin werden sämtliche Figurtypen unterschiedlichen Alters gefeatured. Kate Upton startete in die Modelbranche, noch bevor sich die stetig wachsende Branche der „Curvy Models“ etablierte, und wurde daher auch ständig von  Modewelt und Medien als „zu dick“ bezeichnet.

Das hätte Upton fast das Selbstbewusstsein geraubt. Doch heute dankt sie genau diesen Kritikern und sieht das Gute in dem Schlechten, wie sie kürzlich in einem Interview erzählte. Denn dadurch begann sie über sich nachzudenken, wer sie ist, was ihr etwas bedeutet und wie sie ihren Körper wahrnimmt. Außerdem wurde ihr klar, dass ihre Selbstsicherheit, sich in ihrem Körper wohlzufühlen, andere Frauen dazu inspirierte, sich selbst mit all den „Makeln“ zu lieben.

 

Chrissy Teigen
Müssten wir den Award für das „Weibliche Vorbild des Jahres“ vergeben, so würde die Wahl auf Chrissy Teigen fallen. Sie ist so herrlich unperfekt und holt sich mit ihrer „I give a f***“-Attitude einen Sympathiepunkt nach dem anderen. Das Model, das ständig in Konkurrenz zu Size-Zero-Mädels steht, ist stolz auf ihre Kurven, die sie auch mit Vorliebe in gewagten Outfits präsentiert. Ein Kleid mit Schlitz, das keine Zweifel an einem fehlenden Slip lässt – so what?

Ein kleines Nickerchen bei der wichtigsten Award-Verleihung, den Oscars, oder ein betrunkenes Snapchat-Video nach den Grammys – eine Chrissy Teigen nimmt das überbewertete Hollywood wie auch das Leben an sich entspannt und extrem lässig. So auch die eigentlich „normalsten“ Dinge der Welt, wie Dehnungsstreifen nach der Geburt oder das Thema Unfruchtbarkeit. Aller Kritik zum Trotz steht Chrissy zu ihrer künstlichen Befruchtung, ganz im Gegensatz zu Society-Queens wie Beyoncé. Das nennen wir Stärke! Ja, sie wird von vielen noch immer als Frau von John Legend gedealt, aber am Ende des Tages stellt sie mit ihrem Charakter ein größeres Vorbild dar als eine erfolgreiche Sängerin wie Beyoncé, die jeden öffentlichen Auftritt minutiös geplant und jeden Post mit dem PR-Team abgesprochen hat.

Sei stolz auf dich!

Fazit: Alle genannten Frauen bestechen auf individuelle Weise mit Vorbildcharakter. Genau das legt den Grundstein: Sie sind unangepasst und stehen selbstbewusst zu ihrer Person – mit allen Stärken und Schwächen, über die sie bestens Bescheid wissen; und ihnen ist auch bewusst, wie diese am besten einzusetzen sind. Sie alle kamen nicht mit dem goldenen Löffel zur Welt, mussten Niederschläge, Anfeindung oder schwierige Zeiten meistern. Diese Lebenserfahrung hat sie geprägt und zu dem gemacht, was sie heute sind. Bodenständig, gefühlvoll, offen, hilfsbereit, engagiert und stark. Heute ist der Tag, diesen Frauen die verdiente Ehre zu erweisen …  Allerdings auch, nicht zu vergessen, uns selbst mit größter Liebe und Stolz zu feiern. Champagner für alle!

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