14. Januar 2017 von Mareike Steger

Daddy Issues?

Über Väter, Töchter und ihre wichtige Beziehung

Hat dein Papa dir als Kind jemals einen Zopf geflochten? Phil Morgese kann das: Er bietet Haar-Workshops für Daddys an. Wir sagen, warum die Vater-Tochter-Beziehung so wichtig ist – und wie sie sich später auf die Partnerwahl auswirken kann.

Zopf, Steckfrisur, Dutt: Phil Morgese kann sie alle. Seine Tochter Emma: Hat die Haare schön. Seit ihrem ersten Lebensjahr erzieht der US-Amerikaner sie allein. Aus Frust darüber, sich mit Mädchenhaar nicht auszukennen, begann er sich in Sachen Zopf & Co schlauzumachen. Und dachte sich: Anderen Vätern geht es sicher genauso! Also gründete er die Daddy Daughter Hair Factory mit Gratis-Frisurenkursen.

Nur aufs Zöpfchenflechten kommt es dabei nicht an, meint Morgese: „Es geht um die Bindung. Wir müssen mit unseren Kindern in Verbindung bleiben, gerade als Väter.“ Wie wichtig die Vater-Tochter-Beziehung ist, weiß die Forschung schon länger: Väter stärken das Selbstbewusstsein von Töchtern in ganz besonderem Maße. Töchter mit guter Vaterbeziehung trauen sich mehr zu und haben bessere Noten, besonders in den MINT-Fächern.

Aber: Ist die Beziehung zwischen ihm und ihr nicht gut, kann sich die väterliche Abwesenheit später auf die Liebesbeziehungen seiner Tochter auswirken. Psychologin Julia Onken kennt die Tücken der Vater-Tochter-Beziehung: „Viele Töchter tragen ein Väterdefizit mit sich herum. Als Kind wurden sie von ihrem Vater emotional zu wenig beantwortet, ob aus Zeitmangel oder Desinteresse.“

Ein engagierter Vater gibt Töchtern hingegen eine gute Basis für ihr Selbstbewusstsein – und macht sie weniger anfällig für spätere ungünstige Beziehungen. Denn sie hat gelernt: Sie ist so, wie sie ist – und das ist okay so.

Hat sie das nicht, versucht manche Tochter als Erwachsene die fehlende Anerkennung nachträglich zu bekommen – von ihrem Partner. „Allerdings ist das Risiko groß, einen relativ emotionslosen Mann zu wählen, der dem Vater ähnlich ist.“

Doch Töchter können rückwirkend ihre Geschichte heilen: Indem sie erstens ein neues Vaterbild entwickeln – so, wie sie sich den Papa gewünscht hätten. „Somit bewahrt man sich davor, das alte Modell zum Partner zu suchen“, sagt Onken. Zweiter Schritt: Den Papa als jemanden mit eigener Geschichte kennenlernen – und nicht nur nach väterlichen Qualitäten beurteilen. Drittens: Reden hilft! Nicht mit Daddy, sondern mit einer guten Freundin, mit der man über Ereignisse sprechen kann, die hängengeblieben sind. Letztlich geht es auch darum, die Ambivalenz der Vater-Tochter-Beziehung anzuerkennen.

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