15. November 2016 von Janina Lebiszczak

Machtspiele sind wichtig!

Wer das Sagen in einer Beziehung hat, entscheidet sich angeblich in den ersten Minuten des Kennenlernens – aber dann geht’s erst richtig los.

Aller Anfang ist Macht

Er ist der Boss? Du bist der Chef? Oder mal so, mal so? Wir sind da über etwas sehr Interessantes gestolpert: Der Psychologe und Paartherapeut Wolfgang Krüger hat sich das typische Kräftemessen innerhalb einer Beziehung genauer angesehen. Er meint, bereits am Anfang der Beziehung werde das Machtverhältnis festgelegt. Schon die ersten 60 Sekunden (wer redet mehr und lauter, wer gibt das Tempo vor etc.) seien dabei entscheidend, dann geht es munter weiter mit heimlichen Koalitionsverhandlungen der Liebe. Und da haben die Männern anfangs die Nase vorn. „Man könnte sagen: Frauen geben die Bewerbung ab, während die Männer den eigentlichen Vertrag aushandeln“, sagt der Paarexperte. Im Laufe der Zeit jedoch verändert sich die Struktur wieder.

Frauen übernehmen

Der Autor von „Liebe, Macht und Leidenschaft: Die Erfolgsregeln für fairen Konfliktausgleich“ weiß, warum Frauen sich langfristig oft durchsetzen: „Sie haben die größere soziale Kompetenz und sie sind besser geübt in heimlichen Machtstrukturen. Sie schaffen sich ihre eigenen sozialen Netzwerke und sind darin viel besser als Männer. In der Beziehung bleiben sie unabhängiger als Männer, die in ihrer Partnerin ihre beste Freundin und Gespielin zugleich sehen.“ Tatsache: In einer Umfrage aus Berlin gaben Befragte beiderlei Geschlechts zu über 90 Prozent an, Frauen hätten in der Partnerschaft das Oberwasser. Im Beruf sieht es natürlich anders aus.

Lieben und trotzdem frei bleiben

In der Realität stolpern viele Paare über sich hochschaukelnde Konflikte und unausgewogene Machtverhältnisse, vor allem, wenn sich einer der Liebenden auf Dauer zurückgesetzt fühlt.
Krüger: „Ich habe mich oft gefragt: Warum scheitern Partnerschaften, die anfänglich so leidenschaftlich und stark waren? Mit der Zeit fand ich heraus, dass das nicht nur mit dem stressigen Alltag oder einsetzender Langeweile zu tun hat. Es sind vor allem destruktive Machtprozesse, die eine Beziehung regelrecht zerstören. Man braucht zur Bewältigung von Machtprozessen ein gutes Selbstbewusstsein und eine große Unabhängigkeit, nur dann kann man diese Liebes-Schlachten aushalten.“

 

Unser Tipp: Lieben und trotzdem innerlich frei bleiben. Sich nicht über den Partner und die Beziehung definieren. Und vielleicht sich von der neuen großen Liebe gleich zu Beginn mal nachhause chauffieren lassen – der Machtwille eines Menschen lässt sich zum Beispiel am Autofahren erkennen, wie einer Studie der Exeter University zu entnehmen ist: Der Typ des aggressiven Fahrers, der rücksichtslos überholt, andere Autofahrer schneidet und ständig über Verkehrsteilnehmer flucht, ist auch in der Partnerschaft ein Mensch, der sich ständig ohne Rücksicht auf Verluste durchsetzt.

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