seine Kinder nerven
14. November 2016 von Janina Lebiszczak

Hilfe, seine Kinder nerven!

Es hätte alles so schön sein können. Ein Kerl mit Kids, einer, der seinen Nachwuchs liebt – und man muss nicht selbst in Produktion gehen. Was aber, wenn die Süßen wahre Satansbraten sind?

Patchworking gone wrong

Stopp. Darf man das überhaupt sagen? Dass man ein Kind, Sinnbild der Unschuld, Lebensmittelpunkt und Zukunftsvorsorge in Personalunion, nicht leiden kann? Oder wird man von dieser Gesellschaft dann sofort vom Dienst suspendiert? Kinder nicht zu mö­gen oder bei ihrem Anblick nicht spontan Milch zu produzieren ist wie eine egozentrische Generalabsage an das Leben und ruft Reaktionen hervor wie „Du bist doch selbst mal Kind gewesen!“ oder „Wegen Leuten wie dir sterben wir aus“. So weit, so übel. Denn schlimmer geht’s immer: Was, wenn man die Kinder des Partners nicht leiden kann? Dabei hatte man sich das Patchworking deluxe so nett vorgestellt – Pixar-Filme am Sofa gucken, durch den Vergnügungspark flanieren, Schnitzeljagd-Touren durchdenken, süße Klamotten shoppen und so weiter; das alles unter den glücklichen Augen des Mannes, der nun weiß: „Sie ist die Eine!“

Du nervst mich nämlich auch …

Besonders prickelnd wird es, wenn die Abneigung auf Gegenseitigkeit beruht. Die frühpubertäre Tochter mit dem permanenten „Leck mich!“-Gesicht kann da ebenso nerven wie der kleine Raufbold, der sehr wohl weiß, dass das Designersofa, für das du gefühlte Jahrzehnte gespart hast, keine bemalbare Hüpfburg ist.

seine Kinder nerven

Nerven

Schon klar, die Trennung der Eltern ist wahrscheinlich daran schuld  (oder das Kind ist wahrhaft vom Teufel besessen, was aber überaus selten vorkommt). Der Partner sieht die Probleme, verharmlost sie aber auch, weil er Schuldgefühle hat. Er greift nicht konsequent durch, sondern verwöhnt einerseits, andererseits bestraft er, was nicht viel bringt, außer extrem schlechte Laune an jenen Tagen, an denen man eigentlich glücklich sein sollte. Und weil der Erzeuger der kleinen Teufel nichts unternimmt und die Situation unverändert schlecht ist, fühlen wir uns hilflos.

Was tun?

Reden. Sprich aus, wie hilflos du dich fühlst und dass du Angst um die Beziehung hast. Sage ihm deutlich, wie es dir mit ihm und seinem Kind geht, aber bitte, bitte mit Zucker obendrauf: Verwende vorsichtige Worte. Dein Partner liebt das Kind, das ist Biologie – und wird wütend und verletzt sein, wenn du ihm ungefiltert sagst, für was für ein Monster du sein doch so unschuldiges Kind hältst. Es gibt sicher Wege in der Erziehung, die man gemeinsam einschlagen kann. Ein Mitspracherecht bei der Gestaltung der Spielregeln zuhause ist absolut wichtig. Falls der Karren schon zu sehr im Dreck steckt: Manchmal ist es die beste Lösung, in getrennten Wohnungen zu leben, sodass der Elternteil mit seinem Kind in gewohnter Weise leben kann und der Partner Abstand von dem Konfliktherd bekommt. Und das Sofa überlebt. Und dein Nervenkostüm. Und die Beziehung natürlich.

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