13. November 2016 von Janina Lebiszczak

Typisch Einzelkind – oder was?

Egomanisch, asozial und selbstverliebt? Einzelkinder sind viel besser als ihr Ruf.

Wie, ihr habt nur ein Kind?

Stereotype über Einzelkinder gibt es viele. So viele, dass selbst heute sich manche Eltern dafür rechtfertigen müssen, dass sie dem Kind kein Geschwisterchen schenken. Und das, obwohl die Mehrkindfamilie aus vielen Gründen grundsätzlich vollkommen überholt ist. Trotzdem schmerzen Sätze wie „Du hast die Ruhe und Reife beim Zweiten, die beim Ersten gefehlt hat“, „Eine Familie ist man erst, wenn man zu viert ist“ oder „Wir hatten auch niemanden und trotzdem schafft man das“ in Mamas Ohr. Und das in einer Zeit, in der viele junge Eltern unter Schlafmangel, Schwierigkeiten in der Partnerschaft und Problemen mit dem Verlust von Freiheit und Kontrolle leiden. Auch deswegen bleiben Einzelkinder immer öfter Einzelkinder, vor allem wenn zumindest ein Teil der Eltern auch Einzelkind war.

Karrierefaktor: Geschwisterlos

Wissenschaftler des Österreichischen Instituts für Familienforschung der Uni Wien haben sich das Phänomen näher angesehen. Immerhin: Fast ein Drittel der heute bis 45-jährigen Geschwisterlosen ist heute kinderlos. 20,8 Prozent der Einzelkinder wollen selbst ebenfalls auch nur ein Kind haben, der Wunsch nach einer Großfamilie liegt bei mageren neun Prozent. Das liegt laut den Forschern aber nicht nur daran, dass Einzelkinder lieber alleine bleiben. Vielmehr sind es Faktoren wie der Bildungsgrad – Einzelkinder erreichen tendenziell eine höhere Schulbildung, auch das Bildungsniveau ihrer Eltern ist tendenziell höher. Einzelkinder sind häufig extrovertierter und sozial kompetenter, weil sie sonst schnell überbleiben, egal ob in der Krabbelstube oder im Job. Und da sie ihre sozialen stabilen Kontakte nicht frei Haus geliefert bekommen, pflegen sie ihre Freundschaften zudem oft intensiver.

Egoismus

Berühmte Einzelkinder

Bereits 1968 titelte die „New York Times“: „Jeder Astronaut ein Einzelkind.“ Gemeint war das dreiköpfige Apollo-8-Besatzungsteam. „Ich wäre heute bestimmt nicht da, wo ich heute stehe, wenn ich kein Einzelkind wäre“, sagte auch Schauspielerin Natalie Portman. „Meine Mama hat mich zu jedem Vorsprechen und zu jeder Schauspielklasse begleitet. Mit mehreren Kindern wäre das nicht möglich gewesen.“ Und Leonardo DiCaprio erinnert sich daran, dass seine Freunde einst vielleicht sauer waren, weil er nicht alles teilen wollte, „aber sie sehr froh waren, wenn meine Eltern sie mit in den Urlaub nahmen, damit ich eine Begleitung habe“. Nur Charlize Theron sieht das alles ein wenig anders. Und sagt: „Das Verhältnis meiner Kids ist eine große Liebe, die unglaublich mit anzusehen ist. Ich selbst war ein Einzelkind, daher ist es für mich schön, die beiden zu beobachten. Ich sehe da etwas Heiliges und Wunderschönes.“

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