Nachhaltiger Kaffee - Interview mit Nikolaus Hartmann
3. September 2016 von dw-admin

But first … coffee!

Fairtrade, Direct Trade und mehr – eigentlich weiß man nicht so genau, was nachhaltigen Kaffee ausmacht. Wir haben Nikolaus Hartmann von Kaffee Süssmund gefragt – denn der muss es wissen.

Third Wave of Coffee

Zum Einstieg muss man fast über die Third Wave of Coffee sprechen, denn sie hat das Thema nachhaltiger Kaffee erst so richtig in die Gänge gebracht. Laut Green Cup Coffee kann man diese dritte Welle so definieren:

Kaffee nachhaltig und bewusst genießen – also auf Transparenz und Fairness achten, auf die Verarbeitung der Bohnen vom Strauch bis zum Röster und natürlich auf die Zubereitung.

 

Was sagt der Experte?

Wir haben viel recherchiert, aber ohne Expertenmeinung geht’s in diesem Bereich natürlich nicht. Nachdem wir kürzlich über seine Lokaleröffnung in der Wipplingerstraße berichtet haben, haben wir die Chance genutzt und Nikolaus Hartmann interviewt.

Was bedeutet nachhaltiger Kaffee überhaupt?

Eine wirtschaftliche (Kaffee-)Beziehung, in der eine langjährige Partnerschaft zwischen Produzent bzw. Bauer und Käufer, Röster oder Importeur eingegangen wird, bei der sich so eine Art Planungssicherheit für den Bauern bzw. Produzenten ergibt. In diesem Rahmen steigt meistens auch die Qualität des Kaffees, und der Farmer kann auch ruhiger schlafen, wenn er weiß, dass seine Bohnen das nächste Jahr wieder zu einem guten Preis gekauft werden. Ich persönlich finde deswegen die Kooperation mit guten Importeuren sehr gut, da ich einem Produzenten nie die Abnahmemenge bieten kann wie ein Importeur, der z. B. 1.300 Säcke Kaffee kauft und ich nur 10. Weiters halte ich so die Produktionskette relativ kurz und die Wertschöpfung liegt mehr in den Produktionsländern als in unseren Breiten – das ist für mich nachhaltiger Kaffee.

Fair oder direkt?

Wie kritisch siehst du Fairtrade? 

Wie das Wort schon sagt, geht es um den Handel und nicht unbedingt um die Qualität. 

Was ist echter Direct Trade, also was bedeutet das streng genommen?

Streng genommen fahre ich zum Farmer, und der schickt mir direkt die Bohnen. Ich mache das z. B. für Jonas Reindl; ansonsten handle ich direkt mit den Importeuren, die eben langjährige Handelsbeziehungen direkt mit den Farmern unterhalten.

Wie viel zahlt man als Konsument eigentlich für guten, direkt gehandelten Kaffee, bei dem alle Beteiligten fair bezahlt werden?

Das kommt auch darauf an, ob der Kaffee geröstet oder ungeröstet ist. Rohkaffee liegt hier etwa zwischen sechs und sieben Euro, geröstet kostet er ab 25 Euro. Der genaue Preis hängt aber von der Produktionsmenge des Rösters ab. Ich bin Mikroröster und habe eine geringe Produktionsmenge, daher sind die Kosten da noch ein wenig höher.

Vision?

Was ist die Vision für nachhaltigen Kaffee – wo muss es hingehen?
Auf jeden Fall noch mehr Direct Trade, das heißt mehr direkte Handelsmodelle für Kleinröster, mehr Auswahl, vor allem mehr Spezialitätenkaffee & Diversität und weniger Massenproduktion, Maschinenernte und Ausbeute.

Wie kann ein Konsument dazu beitragen?
Bei Kleinröstern kaufen 🙂

Vielen Dank für deine Expertise, Nikolaus!

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