Einen Narzissten zu lieben, kann ganz schön anstrengend sein.
22. August 2016 von Mareike Steger

Verliebt in einen Narzissten

In seiner Welt dreht sich alles um ihn? Deine Bedürfnisse kümmern ihn wenig? Dann bist du mit einem Narzissten zusammen. Im besten Fall kannst du es ändern, dass er sich selbst mehr liebt als dich. Und zwar so:

Ein breites Spektrum an Narzissten

Egoistisch, eitel, selbstverherrlichend … Narzisstischen Menschen wird vieles zugeschrieben, bloß selten Gutes. Kein Wunder: Neben einem Menschen mit aufgeblähtem Ego fühlt sich jeder klein.

Dabei kommt Narzissmus, sagt der klinische Psychologe Craig Malkin, in einem großen Spektrum vor. In seinem Buch „Der Narzissten-Test“ beschreibt er die Ausformungen, die dieser Charakterzug annehmen kann. Und da ist durchaus Angenehmes wie Kreativität, Führungsstärke, Charme dabei. Grundsätzlich, definiert der Experte, halten sich Narzissten für überdurchschnittlich.

Und das hat positive Effekte: Mit einem rosigen Selbstbild lebt es sich glücklicher, geselliger und häufig auch gesünder, haben mehrere Studien bewiesen. Überhaupt hält Malkin ein gewisses Ausmaß an Narzissmus für gesund und für erstrebenswert für das Selbstwertgefühl aller. Aber es kann auch mühsam sein, mit einem Narzissten zusammen zu sein.

Ein Narzisst als Partner ist zwar schön anzuschauen, aber auch sehr selbstverliebt.

Fünf Warnsignale, an denen man einen Narzissten erkennt, beschreibt Malkin:

  • Gefühlsphobie: Fühlt sich ein Narzisst verletzt oder unsicher, wird er zornig und herablassend. Gegenüber Gefühlen des Partners verschließt er sich.
  • Gefühlsprojektion: Narzissten entledigen sich jeglicher Emotion – und zwingen dem anderen das Gefühl auf, das er bei sich selbst nicht zulassen will.
  • Strippenzieher: Statt Bedürfnisse zu verbalisieren und um Hilfe zu bitten, schaffen Narzissten es, die Fäden so in der Hand zu halten, dass sie indirekt alles bekommen, was sie wollen.
  • Idealisierung: Narzissten heben ihr Gegenüber auf ein Podest – denn wer andere idealisiert, fühlt sich selbst als etwas Besonderes. Problem: Weil das Ideal statisch ist, gibt man dem Partner das Gefühl, nicht richtig gesehen zu werden.
  • Zwillingsfantasien: Du und ich sind gleich großartig, finden Narzissten. Mit Zwillingsfantasien gibt es keine Enttäuschungen in der Liebe, schließlich stimmen beide in allem immer überein – und man muss nie den anderen um etwas bitten.

Letztlich leiden Narzissten unter Minderwertigkeitsgefühlen, die sie ständig ausgleichen wollen durch übersteigerte Selbstliebe: „Narzissten verbergen normale Gefühle wie Angst, Trauer, Vereinsamung und Scham, weil sie fürchten, wegen dieser Gefühle abgelehnt zu werden.“ Lernt der Betreffende jedoch, die Gefühle offen zu zeigen, kann er seine narzisstische Angewohnheit abmildern. Als Partner kann man ihm dabei helfen, indem man sich in derselben Weise öffnet.

Diese Methode schlägt der Experte vor: Empathie-Einflüsterungen. Wichtig sei zu bekunden, wie wichtig einem die Beziehung ist, und offen zu sagen, wie man sich fühlt. Dinge wie „Du bedeutest mir alles“, „Ich habe dich sehr gern“ solle man verbinden mit den eigenen Emotionen, etwa „Wenn du um Stunden zu spät zu unseren Treffen kommst, habe ich das Gefühl, ich bin dir nicht wichtig“.

„Es geht darum, ob der Narzisst echte Empathie aufzubringen vermag oder nicht. Kann der Partner unsere Beziehung – anders gesagt: mich – über seine zwanghaften Bestrebungen, sich als etwas Besonderes zu fühlen, stellen? Kann er es zulassen, dass mein Schmerz ihn berührt und dass er sich entschuldigt, mich tröstet oder einfach sein Verständnis zeigt?“ Dann legt er auch seine üblichen Schutzmechanismen ab wie Arroganz, Wut, Schmollen, Grollen, Tadeln oder Prahlerei.

Wenn ein Narzisst bereit ist, Liebe zu riskieren, ist eine Beziehung mit ihm möglich, meint der Experte. „Alles hängt davon ab, ob der Narzisst aus seinem Versteck herauskommen kann.“ Bei einer extremen Form von Narzissmus kann allerdings eine Paartherapie nötig sein.

Was dich auch interessieren könnte